Berlin - Sliedrecht (Niederlande)

29. September 2018

Wir fahren rüber in die Marina Lanke, voll tanken, über 500 km liegen vor uns, 450 l für 738,- Euro. Gottverdamich, würde der Holländer schimpfen.  

Rein Schiff, sagt der Skipper, Innen und Außen. Einen langen Tag haben wir zu tun und welche  Freude, wenn es dann vor uns liegt, sauber und fein poliert 

Den Termin in der Werkstatt "Drinkwaard" - Sliedrecht haben wir in die zweiten Novemberhälfte gelegt.

Eine bekannte und anerkannte Werkstatt in Holland. Bug- und Heckstrahlruder müssen repariert werden, evtl. brauchen wir einen neuen Brenner für die Zentralheizung und eine große Inspektion des Motors steht auch auf der ToDoListe.

 Am Montag, 1. Oktober 2018 legen wir im Hafen Reiffer in der Krummen Lanke ab.

Ade Berlin, „Ich hab`noch einen Koffer in Berlin“, denke ich. Wir kommen wieder.

Nach nur 35 km machen wir abends fest im „Gemeindehafen Plaue“. Jürgen stellt fest, dass die Verbraucherbatterien zu wenig Saft gespeichert haben, nur 25 Volt, anstatt 27-28 Volt.

Ja, von der technischen Seite her ist das Jahr 2018 nicht unser Bestes, aber ….. das Glück verlässt uns nicht.

Zwei Männer, von der Werft nebenan, bestaunen unser Schiff und bieten uns im Gespräch Hilfe an. Kurzfristig besorgen sie uns zwei Batterien, offensichtlich sind alle vier verbraucht und müssen erneuert werden. Im Internet bestellen wir die anderen Zwei,  zum halben Preis, das tat weh, 500 Euro Lehrgeld hat uns das gekostet. Aber, ohne die beiden neuen Batterien hätten wir nicht weiter fahren können.

Kurz vor Wolfsburg überqueren wir die sonst stattliche Elbe, die wetterbedingt nur noch ein mageres Flüsschen ist, mit wenig Wasser, aber schönen Ufergestaden. Einige Skipper konnten durch die Dürreperiode ihren Heimathafen nicht mehr erreichen. 

Weiter geht es bis zum „Preußenhafen Lünen“. Ein Wasserwanderplatz am Datteln-Hamm-Kanal, großräumig angelegt, mit ausgedehnten Plateaus zum chillen.  Alle Radler passieren den alten, sehr schön ausgebauten Industriehafen und kehren bei Kaffee und Kuchen ein. Bitte nehmen Sie Platz. Neben den üblichen KioskSpezialitäten kocht und backt der Chef selber. Sonntags gibt es  gute Hausmannskost und seine Kuchen machen Jürgen echt Konkurrenz. Ein geselliger Treffpunkt, viele Rentner, die so manche kuriose Geschichte von sich geben. Das gesamte Ambiente hat uns gut gefallen.

Meine Lieblingsschwägerin Mary mit ihrem Mann Phillip kommt uns besuchen, wie schön. Wir freuen uns und genießen die gemeinsamen Stunden auf dem Achterdeck. Mary kann so schön lachen.  

„MaRe Boote“ in Werl holt unser Dinghi ab, es verliert Luft. Eine von den beiden Werkstätten in Deutschland, die Schlauchboote flicken können. Später radeln wir zu MaRe, um uns den Schaden vor Ort anzusehen und mussten mit Schrecken feststellen, wie schlecht das Boot verarbeitet, geklebt ist. Die Reklamation beim Hersteller war eine echte Überraschung, „Selbstverständlich bekommen Sie ein neues Boot“, und das nach über 4 Jahren Gebrauch. Nur noch 4 Wochen Garantie, das war knapp, sonst hätten wir uns den Mond ansehen können. Trotzdem, wir wollten ein stabileres Boot. Jetzt hängt das neue Mare-Boot perfekt an den Davits. Eine Haube schützt es vor schlechtem Wetter, der Motor ist fest installiert. Eine große Erleichterung, wenn wir es zu Wasser lassen. Einfach einsteigen und los geht`s. 

Weser-Datteln-Kanal vor der Schleuse Dorsten
Weser-Datteln-Kanal vor der Schleuse Dorsten

Erst am 22. Oktober fahren wir weiter. Bis Dorsten liegen vier Schleusen vor uns. Durch das Niedrigwasser hatte die Berufsschifffahrt auf den Kanälen ebenfalls Probleme. An der "Schleuse Dorsten" war der absolute Stau, nur eine  Kammer war in Betrieb, zu wenig Wasser. Endlose Schlangen von diesen riesigen Pötten, steuerbord und backbord und - Sportboote, bitte warten. Erst am nächsten Tag um 14.00 Uhr war ein Schleusengang möglich.  Eigentlich kein Problem, nur diese riesigen Kähne in dieser Dichte und Nähe um uns herum wirkten leicht bedrohlich.

Das Getriebe macht Geräusche, hört sich nicht gut an. Kurz hinter der Schleuse Dorsten liegt die "Marina Dorsten". Am nächsten Tag mittags passieren wir erst die Schleuse und Luft anhalten, das Gräusch ist unangenehm laut geworden. Wir fahren im Schneckentempo in die Marina und machen fest. 

Tatsächlich, der Ölstand im Getriebe ist zu niedrig. „Ich habe alles im Griff. Upps, jetzt ist der Griff ab.“  Darüber konnten wir Beide wenigstens ein bisschen lächeln. Schönes Leben noch.

Entspannung
Entspannung

Hier repariert keiner mehr das Getriebe, wir müssen zu Drinkwaard nach Sliedrecht. Also, aus- und einbauen, zwei Mal ein Auto leihen (zur Reparatur und wieder retour), einen starken zweiten Mann brauchten wir, das Gerät wiegt 65 kg, ohne Kupplungsglocke. Drinkwaard musste für die Reparatur Zeit einbauen, und dann noch der Preis, es hat gereicht. Die gute Nachricht, wir brauchten kein Neues, die Werkstatt hat das Getriebe generalüberholt.  Ein dickes Danke-schön an den Hafenmeister der „Hanse Marina Dorsten“, Herrn Koob. Er war der zweite starke Mann und hat uns geholfen, wo er konnte.

Am 6. November tanken wir, Landstromkabel ab, Leinen los und starten Richtung Holland. Der Hafen Wesel am Rhein ist trocken gelaufen, kin Festmachen möglich. Nach einem Zwischenstopp in Munderloh hat der knappe Wasserstand uns geradeso das Einlaufen in die „Marina Lindenberg“ / Nijmegen gestattet. Ein schöner Hafen, aber keine Zeit für eine Stadtbesichtigung. Eindrucksvoll sind die Bilder vom Rhein. Fast bis zur Fahrrinne kann man hinein spazieren. Auf den Fotos ist die Schifffahrtsstraße Rhein nicht wieder zu erkennen. Mit der Weiterfahrt rein nach Holland nimmt der Wasserstand stetig zu.

Na endlich, 8. November, wir liegen im Hafen der Werkstatt „Drinkwaard in Sliedrecht“. Morgen gehen wir für die nächsten 14 Tage samt Schiff an Land. Die erste Nacht verbringen wir hängend im Kran, ein fremdes Gefühl. 

Bug- und Heckstrahlruder samt jeweils 2 Motoren werden ausgebaut und generalüberholt. Der Mechaniker geht geübt ans Werk, dazu singt und pfeift er, spricht mit der Maschine. Aber er ist in echt hoch qualifiziert, gehört zur Stammmannschaft der Firma.

Die Leute von Marine Booster, die Fachwerkstatt für unsere Heizung, kommen an Bord. Wir brauchen einen neuen Brenner. Das laute Röhren der Heizung, wenn sie ansprang, war für uns fast ein normaler Sound geworden. Jetzt ist es Vergangenheit, man hört kaum, wenn sie anspringt. Die Monteure haben gut gearbeitet.

Die Lichtmaschine ist nachgemessen, der Motor gut eingestellt und läuft wie Butter, Bug- und Heckstrahlruder wieder an ihrem Platz, wir starten mit dem Mechaniker die Probefahrt.

Es geht raus auf den Rhein, in Holland ist es die Waal, und hören uns mit Bauch und technischem Verstand die Geräusche des  Motors an. Er ächzt oder stampft nicht mehr. Wir hatten vor der Inspektion immer das Gefühl, die Maschine muss sich für die zu erwartende Leistung quälen. Ruhig und in einem gesunden Rhythmus arbeitet der Motor. Wir haben ein gutes Gefühl. Umfangreiche Inspektion und Überholung der Motoren, alles läuft rund, wir sind zufrieden.