Worms - Köln - Berlin

Es ist so weit, 26. Juli, nach 5 Wochen Worms und der schönen Hochzeitsfeier wollen wir mit Kurs auf Berlin ablegen. Aber, durch das Niedrigwasser lag unser Schiff im Schlick fest, uns fehlte die Hand breit  Wasser unter dem Kiel. Obwohl Jürgen zwischendurch  das Schiff immer wieder bewegt hat, gab es kein Entrinnen. Drei Arbeiter, die oben an ihrem Vereinsheim werkelten, kamen im Gänsemarsch die Treppe runter. Lachend und in ihrem Pfälzer Dialekt wortgewaltig, haben sie uns mit Unterstützung des Bugstrahlruders befreit. Ein 21 Tonnen-Schiff aus dem Schlick zu schleppen, das kostet........... Kraft.

Wir sind wieder on Tour. Nach längeren Pausen haben wir ein Hochgefühl, wenn wir wieder auf dem Wasser unterwegs sind. Ade Worms, ich empfinde etwas Wehmut. 30 Jahre Leben in Worms mit den Kindern ist Geschichte. Der Besuch von Familie und Freunden an Bord hat "Die gute alte Zeit" wieder ein Stück in`s Bewußtsein gerückt.  Tschüss Worms, oder, wie der Pfälzer sagt, „Alla dann.“

Rhein- (Wein) Terassen Walluf / Hafen
Rhein- (Wein) Terassen Walluf / Hafen

Bis zum Stadthafen „Köln“ laufen wir zwei Zwischenstationen an, „Walluf“ und „Brohl“. Beide Häfen sind gut zu erreichen. Wobei Walluf 4 Sterne bekommt. Es ist die sehr schöne Lage. Der Weinbrunnen und die Rheinterrassen direkt am Hafen sind trotz Wochentag gut besucht und der Rheingauer Wein ist echt lecker. Ellen, Monika, Karin, wir konnten uns zu euch an den Tisch setzen ;-) Nach inspirierenden Ideen haben wir festgestellt, in der Zeit danach (Rente) noch einmal den Absprung zu wagen und durchstarten, das isses. Herzliche Grüße von Cita und Jürgen

Die Fahrt durch das Obere Mittelrheintal, von Bingen bis Koblenz, ist landschaftlich das  Glanzstück. Wunderschön windet sich das Flussbett durch Taunus und Hunsrück. Eine der schönsten Kulturlandschaften in Deutschland, die seit 2002 zum Weltkulturerbe gehört. Ein beeindruckendes Panorama sehen wir von Bord aus: Herrlich blauer Himmel, die Silhouetten der prächtigen Burgen, kein Wind, dazu der Sound der Berufsschifffahrt mit ihren Viertaktern, ein angenehm stampfendes Brummen, und inmitten der Weinberge die schönen Weindörfer. Genuss pur, das Rheintal vom Wasser aus zu erleben.

Die "Loreley" stromaufwärts
Die "Loreley" stromaufwärts

Heinrich Heine hat mit seinem Lied von der schönen Loreley, „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“ den stimmungsvollen Reichtum von Vater Rhein mit einem Tatsch Dramatik abgerundet.

Hoch oben auf dem Felsen lockte die schöne Loreley die Schiffer mit ihrem Gesang und ihrer blonden Haarpracht in`s Verderben.  Abgelenkt von dem betörenden Gesang zersplitterten ihre Kähne am Felsen und mit ihnen versank der Bootsmann in den dunklen Fluten des Rheins.  

Kranhaus - Hafenansicht - komfortables wohnen + Comcierge-Service
Kranhaus - Hafenansicht - komfortables wohnen + Comcierge-Service

Wir steuern den Rheinhafen in Köln an. Noch mal einen Tag mit dem frisch vermählten Paar und den Kids verbringen, das hatten wir uns gewünscht. Auseinandergehen ist immer schwer und die Pausen bis zum nächsten Wiedersehen sind lang. Beim Hafenmeister in Köln melden wir uns an, aber reserviert wird nicht. Die Größe des Hafens verspricht immer einen Platz. Schöne Yachten, "eindrucksvolle Architektur", Terrassen zum chillen und Cafe/Restaurants für jeden Geschmack. Der Rheinhafen ist eben anders schön. Kein Baum oder Strauch, hohe Beton-wände und das Schokoladenmuseum nebenan, dafür liegt  man mitten in Köln. 

Am Sonntag, 29. Juli legen wir eine Rast im "Yachtclub Krefeld" ein. Freunde aus dem Mallorca-Kreis, Jürgens Familie, kommen uns besuchen. Da Jürgen ein Smutje mit besonderen Fähigkeiten ist, Kuchen und Torten sind seine Stärken, gibt es eine spezielle Apfeltorte. Und es war toll, unsere Mallorca Reise revuepassieren zu lassen. Eine neue Idee ging uns durch den Kopf, mal zusammen auf dem Ijsselmeer segeln. Das würde uns gefallen.

 

Von Krefeld aus geht es in den "Rhein-Herne-Kanal""Dortmund-Ems-Kanal" und dann quer durch Deutschland über den "Mittellandkanal" bis Berlin.  Die Uferlandschaft am Mittellandkanal ist auf der ganzen Strecke ein Naherholungsgebiet. An den Wochenenden und überhaupt sind viele Radfahrer unterwegs, Jugendliche haben sich ihre privaten kleinen Badeplätze eingerichtet, und für die Jogger sind die Radwege am Kanal ein Fitnessparadies. Die Fahrt in den schnurgeraden Kanälen hat etwas eintönig-schönes an sich. Gepflegte Anlegeplätze, das herrliche Wetter und die belebten Uferwege lockern das Ganze auf. Wir genießen die Tour, wenig Berufsschifffahrt ist unterwegs.

Freitag der 3. August, es war der heißeste Tag, 40 Grad im Schatten. Still sitzen und warten, bis es vorbei ist, war unsere Devise.   

In dem kleinen Hafen von "Lübbecke" am Mittellandkanal besuchen uns Freunde aus Bielefeld. Wir freuen uns, eine 40jährige Freundschaft verbindet Cita mit den Beiden. Es gibt Eiswasser gegen die Hitze und…..

erstmal ankommen, immerhin hat es sich auf 34 Grad abgekühlt. Wir haben uns lange nicht gesehen. Über WhatsApp und E-Mails kommunizieren wir, wie es uns geht, was gibt es Neues. Heute gab es einen Jürgen-Kuchen und dazu ein schöner Nachmittag mit unseren Freunden.

Werft Genthin am "Elbe-Havel-Kanal"
Werft Genthin am "Elbe-Havel-Kanal"

In der Schleuse Sülfeld ist der Propeller vom Bugstrahlruder wieder abgefallen. Hätten wir in Frankreich einen neuen bestellen sollen, per Post? "Hätte, hätte, Fahrradkette". Nach einigen Telefonaten bekommen wir einen Termin in der "Werft Genthin", die Stadt liegt eh auf der Strecke. Sie reparieren eigentlich nur Berufsschiffe.  Aber ohne Bug- und Heckstrahlruder waren wir die Ausnahme. Die neue Schraube war schnell eingebaut. Auch hier trafen wir auf Kompetenz, Hilfsbereitschaft, guten Service, alles nette Menschen. Der Arbeitslohn hat auch gestimmt, sehr sogar.

„Ketzin“, der letzte Hafen vor unserem Ziel, hat von uns den Schwarzen Peter bekommen. Kein Service, kein Strom, die Stege waren nicht beleuchtet, im Eingang des Hafens ein dekorativer Aufbau alla Potemkinsche Dörfer, hohe Liegegebühren. Vorne Hui und hinten pfui.  Aber, um 19.50 Uhr können wir nicht mehr wählerisch sein.

Hunger !!!! die Vorräte sind aufgebraucht. Wir laufen los, in einem weiter entfernten Restaurant kann man bis 21.00 Uhr noch seine Bestellung aufgeben. Wir schaffen es, mit einem Pärchen erleben wir einen fröhlichen Abend. Heute, 13. August, sie sind mit ihrem neuen (gebraucht gekauften) Boot das erste Mal unterwegs, eine Jungfernfahrt. Erfahrungen sind gefragt.

Am nächsten Morgen starten wir um 8.30 Uhr. Durch den Jungfernsee, die Havel rauf, in den Stößelsee und rüber zum Yachthafen „Captain`s  Inn“.

Die Fahrt über die Havel ist landschaftlich ein Erlebnis. Nach der Eiszeit ist ein „Wasserpark“ entstanden, eine einmalig  schöne Seenlandschaft. Jungfernsee, Havelsee oder Wannsee sind verbunden mit schmalen Wasserläufen. Eine scheinbar unberührte Vegetation in einer angenehmen Einsamkeit. Ist der Tourismus hier vorbei gegangen? Natürlich nicht, sensibel eingefügt in das Terrain bietet die Region Wassersportmöglichkeiten jeglicher Couleur. Das Naturerlebnis „Havel“ wird dadurch nicht beeinträchtigt. Ich habe den Eindruck, man braucht einen  Guide und/oder viel Zeit, um in die Schönheit der Havellandschaft einzutauchen.

Das Dorf Ribbeck im Havelland
Das Dorf Ribbeck im Havelland

„Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, ein Birnbaum in seinem Garten stand“, Theodor Fontane schrieb 1889 diese schöne Ballade, sicher für viele eine Erinnerung an die Schulzeit, oder? Bis 1911 hat der Baum in Ribbeck seine Früchte getragen und an seine Freunde  verschenkt. Der kleine Ort Ribbeck, ein Ortsteil von Nauen, bietet heute seinen Gästen einen besonderen Genuss. Köstlichkeiten, hergestellt aus Birnen in allen möglichen Variationen gibt es im Angebot, eine Einkehr lohnt sich. Und seit dem Jahr 2000 steht auf dem Grab vom alten Ribbeck wieder ein Birnbaum. Von Berlin-Spandau aus ist es eine Tour mit dem Rad über 38,8 km.