Harlingen - bis Ende der Coronakrise

                 "HIPPOPOTAMO" - das Flusspferd

        Tom Logisch baut unsere Minikläranlage ein

Wir verholen nur 300 m weiter in den Gemeindehafen. Hier gefällt es uns.
Wir verholen nur 300 m weiter in den Gemeindehafen. Hier gefällt es uns.

Die Coronakrise streift Harlingen von der Zahl der Infektionen her nur am Rande. Wie überall, ist die Ausbreitung in ländlichen Regionen bemerkens-

wert geringer.  Infektionsherde sitzen in Amsterdam, Rotterdam, Den Haag. Die Mitmenschen hier sind  rücksichtsvoll und freundlich, auf Abstand bedacht, auch, wenn wir uns beim walken begegnen. Einkaufen gehen wir mit Mundschutz und Einmalhandschuhen.

 

Der Supermarkt "Jumbo" ist in seinen Vorsichtsmaßnahmen vorbildlich. Einige schmunzeln, wenn sie uns mit Maske sehen, hier trägt niemand einen Mundschutz.

Außer unserem "Zitronen-Knoblauch-Ingwer-Kurkuma" Trunk, den es täglich zum Frühstück gibt, versorgen wir uns gezielt mit immunologisch aktiven Mikronährstoffen.

Die Häfen sind geschlossen, nur für die Berufsschifffahrt werden Schleusen und Brücken geöffnet.

Auf dem Schiff leben wir wie auf einer kleinen Insel, distanziert und mitten im Städtchen.

Die Krise ist belastend für die Seele. Familie und die Nähe zu ihnen ist so weit weg. Wir freuen uns sehr über Bilder und Videos, die die Kindern senden. Und mit ihnen zu telefonieren, tut nur gut.

Die kleinen Vidoclips, die Judith von Michel und Lola über WhatsAPP schickt,  sind schön und lustig. 

 

Auf dem Schiff gibt es viel zu tun, Jürgens Metier. Er hat für uns eine Treppenleiter aus Hartholz gebaut, um an Bord zu kommen. Solide gefertigt, eine feine Handwerksarbeit. Die 50/Euro/Baumarktleiter war praktisch, aber ein Stilbruch zu unserem schönen Schiff.

Endlich habe ich mit Französich begonnen und ich glaube, das die Bequemlichkeit mir mal wieder keinen Strich durch die Rechnung macht, am Ball zu bleiben. Es gefällt mir. Jürgen ist schon länger im Französischen aktiv. Wir lernen mit unterschiedlichen Systemen, mal sehen, was dabei raus kommt?

Mein "Lotus"- Meditationskissen habe ich aktiviert. Im Schneidersitz zu sitzen wird immer leichter. 

So geht "Entschleunigung". Aber, die Zwangspause ist zeitlich begrenzt. Und im Hintergrund wartet die Freude, wieder unterwegs zu sein

Die Sonne scheint, Ostwind pfeift uns mit 5 - 8 Bft. um die Ohren und kalt ist es. Aber bitte nur mit Handschuhen und Stirnband walken gehen. Ich bin kälteempfindlicher geworden, hmhmhm.

 

Für die Wintersaison vom 1. Oktober bis Ende März bieten Häfen in Holland günstige Liegeplatze an.

Mit dem Beginn der Saison am 1. April steigen die Preise beachtlich, dann werden Tagessätze erhoben. Harlingen ist nicht nur ein typisch schönes, holländisches Städtchen, sondern auch in der Sommerzeit ein beliebtes Reiseziel. Ein weiterer Anziehungspunkt sind  die Fähren rüber nach Terschelling und Vlieland.

Die Idee, mit dem Hafendienst andere Liegemöglichkeiten zu erörtern, war erfolgreich, trörö. Wir liegen jetzt Dreihundert Meter weiter im Gemeindehafen, gleich schön aber außerhalb des Areals vom Vereinsha-fen. Kleiner Umzug - große Wirkung. Der Preis pro Monat hat sich um 50% verringert. 

Und, ich muss es immer wieder erwähnen, die Menschen hier sind freundlich, hilfsbereit, umsichtig und einfach nett. 

"HIPPOPPTAMUS"  -  Das Flusspferd
"HIPPOPPTAMUS" - Das Flusspferd

Zu einem gemütlichen Abend auf der Papagena sind Marijke, Hans und Miranda an Bord gekommen.  Die Snacks erinnerten eher an warme mediterrane Sommernächte, so haben wir es auch genossen. Und draußen war es bitter kalt. Marijke und Hans leben ganzjäh-rig auf dem Wasser. Achtern, 200 m hinter uns, liegt ihr wunderschönenes, selbst ausgebautes Schiff, eingerichtet und ausgestattet mit einem angenehmen Luxus, die "Fijke". An Bord gehen heißt, hier fühle ich mich wohl. 

Miranda kommt aus London. Sie hat ihr außergewöhnliches Schiff in "Workum" (Holland am Ijsselmeer) gefunden-gesehen-

gekauft, und, es war Liebe auf den ersten Blick. Es ist eine Personenfähre von 1935 aus Venedig mit dem denkbar passenden Namen "HIPPOPOTAMUS" das "Flusspferd". Fünfundzwanzig Meter ist es lang. Sie hat es gekauft, entkernt war es bereits. Und mit viel Arbeitskraft und Temperament gibt Miranda ihrem Schiff ein neues/altes Gesicht. Und das Besondere ist, Miranda hatte keine Kenntnisse von Schiffen, war nie auf Schiffen unterwegs, hat nie eins gesteuert. Das macht sie jetzt und lernt alles, "just great" und leidenschaftlich. Jürgen hat HIPPOPOTAMUS einmal kurz gesteuert, rüber auf die andere Kanalseite, und Spaß hat es ihm gemacht.

"Enteron 50" -  links neben dem Motor hat Jürgen Platz geschaffen - der dicke Schlauch links im Bild ist die Verbindung zum WC
"Enteron 50" - links neben dem Motor hat Jürgen Platz geschaffen - der dicke Schlauch links im Bild ist die Verbindung zum WC

Dann, endlich, am 6. April baut Tom Logisch mit seinem Mitarbeiter das Miniklärwerk ein. Naja, so klein ist die Anlage nicht. Der Tank liegt auf einem Sockel (hat Jürgen gebaut), neben dem Motor. In einem 3-Kammer-System wird das "Material"  mechanisch HinUndHer trans-portiert, zerkleinert und auf biologischem Weg von den Bakterien zersetzt, gefiltert, UV bestrahlt. Erst dann läuft das geklärte Wasser abwassertauglich /zertifiziert in den Kanal. Einmal im Monat müssen wir mit einem Satz Bakterien, in Pulverform, die Anlage bestücken. Nach 10 Tagen läuft das System rund und es gibt keine Geruchsbelästigung.

Nachts arbeitet die Anlage nicht, tagsüber erinnert das Geräusch an die Heizung, wenn sie anspringt. 

Die jährliche Inspektion kann Jürgen selber durchführen, mit Buchführung versteht sich. Einmal im Jahr werden die Filter erneuert. Wir brauchen für die Wartung der Anlage kein Service Personal. 

 

https://www.tomlogisch.com/enteron/    Das Video ist gut und zeigt die Bakterien in Aktion 😉

23. April, Sonne, endlich, und die Tage sind nicht mehr so kurz. Es ist vergnüglich, morgens die Vögel singen zu hören. Durch die großen Fenster können wir fast Blumen pflücken, von Bord aus. Die Vorhänge sind Schutz vor zu viel Sonne, aber auch sehr dicht in der Nacht. Wenn ich aufstehe, ist es meine erste Aktion, den Tag rein zu lassen. Dazu der Duft vom Espresso, den wir morgens als Starter trinken. Michel und Lola haben bunte Espressotassen für uns getöpfert, und beschriftet: „Halo Omi“ und für Opi Jürgen, Blümchen und ein Herz, von Lola gemalt.

Gestern sind per Post die neu entdeckten Knoblauchzöpfe aus Arleux geliefert worden, geräuchert, dunkel und trocken lagern. Der  „Knoblauchtrunk“ schmeckt mit den neuen Knollen bedeutend besser, weicher und voller im Geschmack.

Neben dem Umbau für die Kläranlage im Motorraum hat Jürgen gute Ideen, mit kleinen, praktischen Extra`s das Leben auf der Papagena zu optimieren. Der neue Handlauf neben der Treppe am Niedergang ist eine echte Stütze, um aufrecht und entspannt das Schiff zu betreten. Eine gepflegte Alternative zum „Treppenlift“, upps !

Das Schott zum Niedergang ließ sich nur mit viel Kraft nach vorne schieben, jetzt läuft es auf kleinen Rollen. Mit Leichtigkeit lässt sich die Luke öffnen und mit dem Handlauf an der Seite ist es ein Leichtes, den Niedergang zu nutzen.  

Fakt ist, das Corona auch praktische und schöne Veränderungen ausgelöst hat, die wir mit in die Zukunft nehmen. 

Ich habe auch für mich Französisch entdeckt und es gefällt mir, eine klangvolle Sprache. Aber Lernen ist nicht so einfach, eine Herausforderung ist es geworden. 

Mein „Lotuskissen“ ist endlich in den Tagesablauf integriert, wie ihr schon wisst. Jürgen macht Frühstück und ich kann, bei offenem Schott, die Amseln singen, dazu Klaviermusik für die Entspannung, eine halbe Stunde abtauchen.

 

Corona hat unsere Tourenpläne für 2020 durchkreuzt. Aber, Häfen, Brücken und Schleusen sind wieder

geöffnet. Wir freuen uns riesig, endlich fahren zu können.

Wir bleiben in Holland, oben in Friesland und erkunden die Inseln. In die Zeit bis zum nächsten Winterlager machen wir Urlaub. Mit den Kindern ist ein Besuch auf der Insel Vlieland geplant – Wasser-Strand-chillen-toben-grillen, einen kühlen Wein oder Aperol-Spritz trinken und dazu viel Freude – das steht alles auf der ToDo-Liste.

 

Der neue Termin für Halle und der Kramer-Werft in Wartena ist ausgemacht. Nähe Leeuwarden, am 1. Juni geht es los. Der Unterboden und das Unterteil vom Rumpf wird gestrichen, und endlich wird das Heckstrahlruder eingebaut. Es gibt eine Geschichte vom Heckstrahlruder, und die ist nicht lustig, aber jetzt kommen wir zu einem guten Ende. Während der Zeit bleiben wir ein paar Tage im Hotel, Bed & Breakfast. Nicht nur versicherungstechnisch klappt es nicht, an Bord zu schlafen, da das Schiff in der Halle liegt. Noch einmal zehn stressige Tage liegen vor uns, und wir sind froh, wenn wir fertig sind.