Friesland Tour - Familienbesuch - "Schloss Bedburg"

und "Schloss Paffendorf" / Erftkreis/Hürth

HE HEEE von wegen Kochkünste - Brote aus der Frühstücksbox
HE HEEE von wegen Kochkünste - Brote aus der Frühstücksbox

Wir haben den 28. Juli. Nach elf Tagen Sneekerhof, schönen Fahrradtouren und Wetter von schön bis na-ja, legen wir ab. Bis Mitte August sind wir in Friesland unterwegs. Einige Kanäle und schöne Gegenden möchten wir uns ansehen.

Drachten gehört nicht dazu. Im Charterhafen „De Drait“, Drachten, er liegt etwas seitlich in einer Sackgasse, bleiben wir 2 Tage. Viele Schiffe, keine Menschen, einsam und düster. Nachts schließe ich die Fenster im Schlafraum, damit uns niemand klaut. 😉

Jürgen erneuert den Druckschalter am Wasserwerk. Wichtig für die Regulierung der Pumpe, die uns mit Wasser versorgt. Ohne seine handwerklichen Fähigkeiten ist die Papagena finanziell nicht tragbar, das wird mir immer wieder bewusst. (Ohne meine Kochkünste keine Handwerkersarbeiten, HE HEEEE)

Unser Ziel ist Leeuwarden, Hauptstadt von Friesland, mit der schönen Altstadt und den denkmalgeschütz- ten, historischen Bauten. Wir mögen die Stadt. Anlegemöglichkeiten gibt es rund um den Stadtkern, und die sind attraktiv und sehr begehrenswert. Hauptsaison, Holland hat Ferien, in echt, kein Platz frei, auch nicht im Päckchen. Wir fahren weiter auf der Dokkumer Ee Richtung Dokkum, wie der Name schon sagt. Unglaublich, unterwegs ist jede Ecke belegt, auch die schönen Marrekrite Plätze, schade. Endlich, in Burdaard, kurz vor Dokkum, finden wir einen freien Plath. Am 29. Juli legen wir in der ziemlich engen "Dokkumer Ee" an, direkt im Zentrum. Ein klitzekleines, idyllisch schönes Städtchen mit einem gemütlichen Straßencafe, "It Posthûs", direkt am Wasser gelegen. Herrliches Wetter, angenehme Urlaubsstimmung, schön ist es hier. Reisende auf ihren stattlichen Motoryachten und Sloepen, belegt mit Kind und Kegel, passieren auf Tuchfühlung unsere Papagena. "Hue gaat het met jou", (We geht es Dir), beste Urlaubsstimmung auf allen Schiffen. Die Dokkumer Ee gehört zur „Stehenden Mastroute“. Das ist DIE Strecke, auf der Segler mit stehendem Mast von Lemmer bis nach Lauwersoog/Wattenmeer fahren und von dort aus die Nordsee erreichen. Wusstet ihr, das echte Segler Motorbootfahrer nicht grüßen. Warum? Jürgen, 40 Jahre gesegelt, weiß es nicht, hm-hm-hm 😉

Die Fahrt geht weiter bis Dokkum, einer unserer Lieblingsplätze in Holland. Die Stadt ist eine alte Festungsstadt mit gut erhaltenen Anlagen, beeindruckenden historischen Bauten und einem zauberhaften Flair.  Wir bleiben bis zum 9. August. Heute ist es unerträglich heiß. Die Dokkumer Jugend hat die Kanalkreuzung, an der wir liegen, zum Spaßbad aufgewertet. Sie springen von der Brücke, ganz schön mutig, und käbbeln sich, wer wen am schnellsten vom "Stand up paddling" Brett kippt. Wir sind Publikum und finden das alles sehr unterhaltsam.

Die Hitze ist furchtbar. Jürgen hat die Idee, nach Wierum an der Nordsee, 28 km., zu radeln. Der Fahrtwind ist definitiv die beste Abkühlung. Ein Teil des alten Dorfs ist vor vielen Jahren im Meer versunken, jetzt steht die "Mariatsjerke" - 11. Jh. -  direkt am Deich. Der schlichte Bau der Kirche, blauer Himmel und die grünen Wiese, eine friedliche Atmosphäre. 

Abstand halten, Adresse eintragen, keine Maske tragen, das sind die Coronaregeln. Wir kehren ein, Eetcafe „De Kalkman“ und genießen holländische Hausmannskost, in echt, es gab nichts in Fett Gebackenes.

Zouthkamp hier bleiben wir eine Nacht und fahren weiter auf der Reitdeep bis Groningen. Wir passieren den kleinen Ort „Garnwerd“, eine schöne Location, die wir letztens glatt übersehen haben. Sandstrand, schwimmen und toben im abgegrenzten Bereich. Ein natürliches Badeparadies mit gemütlicher Terassengastronomie, die einlädt, zu bleiben. Aber leider, kein Platz zum Anlegen. 

Groningen, wie ihr schon wisst, ist eine besonders interessante und schöne Stadt.  Im „Motorclub Groningen“ bleiben wir vom 12. 08. bis zum 20.  August, Lola`s Einschulung.

 

Auf der Fahrt zur Familie machen wir eine kurze Pause in "Weener an der Ems", 45 km vor Emden. Der Wunsch ist, nach 3 Jahren Überwintern im Ausland möchte Cita 20/21 in Deutschland bleiben. Weener, der schöne alte Hafen liegt mitten im Zentrum, aber sonst ein ziemlich abgelegener Ort.  Wir bekommen den Zuschlag für die Wintermonate bis zum 31. März 2021. Vielleicht finden wir woanders etwas respektableres.

Und wie sieht der Stundenplan aus? Lieblingsfach "Malen"
Und wie sieht der Stundenplan aus? Lieblingsfach "Malen"

13. August 2020, Lolas erster Schultag, (13 ist meine Glückszahl). Judith hat, trotz Corona, ein kleines Familienfest vorbereitet. Die strengen Auflagen erlauben nur den Eltern, an dem Procedere der Einschulung teilzunehmen.

Aber das Wetter stimmt. Den Ranzen findet sie cool und freut siech am meisten während der Schulzeit auf die Pausen. Ihre Freundinnen sind in der gleichen Klasse.  Michel geht auch in ihre Schule, 3. Klasse. Michels Lehrerin wird sie unterrichten, das hatte sie sich ebenfalls gewünscht. Wir genießen entspannte Tage mit der Judithfamily.

21. August, zurück an Bord fahren wir von Groningen aus weiter Richtung Leeuwarden. "The same procedure"  die gleichte Strecke legen wir ein zweites Mal zurück, Dokkum - Leeuwarden.

Starke Winde bis 9. Bft. sind angesagt. Wir finden Schutz an dem schmalen, abseits gelegenen Marrekrite Anleger "Schouwerzijl". Umgeben von „gepflegter“ Natur liegen wir in einem kleinen Eldorado. Wir sind allein, die Vögel singen ab 6.00 Uhr, natürlich nur für uns. Ein hoher Schutzwall aus Bäumen Steuerbord schützt uns vor dem starken Wind. Drei Tage kein Strom, das ist der Härtetest für unsere Enteron-Kläranlage. Wieder in Dokkum, steuern wir den gleichen Liegeplatz an, wie schön. Puschel muss zum Impfen. Der Arzt stellt fest und entscheidet, 3 Zähne müssen gezogen werden, das geht nur unter Vollnarkose, der Arme.

Früher der kleinste Bauernhof im Ort "Ee", heute privat genutzt
Früher der kleinste Bauernhof im Ort "Ee", heute privat genutzt

Die "Waddentour", man fährt mit dem Rad am Rand des Wattenmeers entlang durch vier historische DörferModdergat (hier waren wir bereits) mit dem kleinen Fischereimuseum und der Unterwäsche aus dem 19. Jh. auf der Leine - lassen wir rechts liegen und besuchen das kleine Dorf "Ee". Die vier Dörfer auf der Strecke sind für die Niederländer Nationaldenkmäler. Ursprünglich, schön und gut erhalten, hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. "Ee" kommt aus dem lateinischen und heißt Aqua. In vergangenen Zeiten lag Ee am Ufer  dir Nordsee. Das Dorf hatte damals einen kleinen Handelshafen. 

Cita ist weiterhin im Internet auf der Suche nach einem passenden Hafen für den Winter. Im Ruhgebiet überwintern, gute Idee, dann hätten wir die Chance gehabt, die Familie öfter zu besuchen. Aber kein Thema, die Häfen liegen in Geschäftszentren oder im Industriegebiet, zu laut oder trostlos. Der City-Hafen Leer an der Leda, 30 km vor Emden, akzeptiert keine Wintergäste, hätte uns auch gefallen. Frust hoch drei.

Mein Anruf im „Alten Binnenhafen“ Emden ist schließlich erfolgreich. Der Hafenmeister meint: „Alles klar, kommen Sie, wir haben Platz“. Laut Karte liegt der Hafen separat und doch im Centrum. Hört sich alles gut an. 

Am 8. September erreichen wir den „Nieuwe Leeuwarder Yachthafen“. Um diese Jahreszeit ist Anlegen kein Problem, Holland arbeitet wieder, der Alltag ist eingekehrt.

Wir fahren bis zum 20. 9. nach Hürth, die Kinder hüten, also Koffer packen und los. 

Den Alten Binnenhafen Emden schauen wir uns vorher an, wichtig. Schöner Hafen, gefällt uns. Der Komfort ist passend und alle wichtigen Anlaufpunkt sind fußnah. Wir freuen uns, der Hafenmeister gibt ab dem

1. November grünes Licht. Wir reservieren bis Ende März 2021.

Judith und Frank fliegen in eine lang ersehnte Zweisamkeit nach Mallorca und Omi / Opi bleiben bei den Kindern . Nach nur 5 Tagen überwältigt auch die Eltern die Sehnsucht nach Michel und Lola. Länger halten es die Kinder auch nicht aus. Cita hatte Internetseiten gewälzt. Wo-wann-wie, was möchten wir mit den Kindern unternehmen. 

Stuhlkreis aus Ästen, selbst gebaut
Stuhlkreis aus Ästen, selbst gebaut

Der schönste Ausflug war die Fahrt in den Königsforst / Köln. Der Freundeskreis „Haus des Waldes“ hat sein Domizil im Gut „Leidenhausen“, ein altes Gutsgebäude mit einem Waldmuseum und einem Restaurant. Unter der stattlichen Linde futtern wir Butterbrote, Obst und Rohkost. Nach der Ankunft wird immer erst gegessen, das war schon immer so. Eine entzückende, pädagogisch ausgebildete junge Frau hat uns zum Thema: „Achtsamkeit - Leben im Wald“ vom Leben der Bäume erzählt. An der Hand der Kinder, mit geschlossenen Augen, ertasten wir Bäume, die Struktur der Rinde, wie fühlen sich Blätter an. Später mussten wir den Baum wieder finden. Mit alten Ästen, gestapelt, bauen wir Sitzplätze. Am schönsten ist der Vorschlag, für unser „Waldmuseum“ Kunstwerke herzustellen. Blätter, Waldfrüchte, Äste, gesammelt, gelegt, gebaut. Es ist eine Aktion für die Kinder. Kleine Meisterwerke sind entstanden. Wie anschaulich sie ihre Ideen in Collagen darstellen. Indianerzelt, Waldzoo, Waldgeist oder ein Infobild, auf dem Buche, Eiche, Pilze dargestellt sind. „Ultracool“, ein sehr vergnüglicher Tag. 

Nur mit Winke-Winke und 3 Meter Abstand mussten wir Abschied nehmen, vor dem Haus, als Mama und Papa zurückkamen. Sie mussten in die selbst auferlegte Quarantäne. Ein unwohles Gefühl, einfach so zu gehen und Tschüss zu sagen. Wir hatten noch Termine in Köln und sind ins Hotel umgezogen.

"Schloss Bedburg" ein im Städtchen Bedburg gelegenes Anwesen
"Schloss Bedburg" ein im Städtchen Bedburg gelegenes Anwesen

Der Kreis Rhein-Erft - Köln-Bedburg-Erftstadt - ist von Hürth aus das Verbindungsstück zur Eifel. Eine der burgenreichsten Regionen in Deutschland. Viel Wald und tolle Ausflugsziele verspricht das Infor- mationsheft. Wir haben genügend Zeit zwischen einigen Terminen, die Kinder sind mit Mama und Papa in "Quarantäne", mal schauen, was uns erwar- tet. Wir fahren nach Bedburg, ein kleines Städtchen. Im Centrum steht das "Schloss Bedburg" erstmalig erwähnt im Jahr 853. Bis 1922 befand sich in den Räumen die "Ritterakademie". Eine Lehr- und Erziehungsanstalt für Kinder des rheinischen Adels.

Exkurs:

Zöglinge waren sie, in den Erziehungsanstalten sind sie geschliffen worden. Wie der Name schon sagt, sie wurden gezogen, gezerrt, gezwungen, ohne jegliche Empathie, hinein in die damals erdrückende, männlich geprägte Weltanschauung. Kultureller und sozialer Wandel waren später die Stempel für den Entwicklungssprung in unsere zivilisierte Welt. 

 

Eine dunkle Geschichte umhüllt Bedburg und das Schloss. Der Werwolf Wanderweg, 10 km lang, erinnert heute noch an die Grausamkeiten des Mittelalters. Um sein Geständnis zu bekommen, wurde Peter Stubbe 1589 auf bestialische Weise gefoltert, siehe "GALERIE".

Heute wird das Schloss kulturell genutzt - Ausstellungen-Konzerte-Theater-Tagungen. Wir hatten den Eindruck, das ein Teil des Anwesens mit Wohnungen ausgestattet ist. Eintritt, zur Zeit nicht möglich.

"Da Lorenzo", das Essen in dem kleinen, italienischen Restaurant am Markt ist echt gut. Der Chef kocht selbst, erzählt mit seinen Gästen und möchte wissen, das wir zufrieden sind. Kleine Leckereien gibt es extra.

"Schloss Paffendorf" es erinnert an das Dornröschen-Schloss, verspielt, romantisch, geheimnisvoll
"Schloss Paffendorf" es erinnert an das Dornröschen-Schloss, verspielt, romantisch, geheimnisvoll

Schloss "Paffendorf" bei Bergheim, ein beeindruckendes und großes, im Renaissancestil gebautes Schloss aus dem 16. Jahrhundert, das vollständig mit Wassergräben umgeben ist. Erweitert wurde dieser imposante Bau im 18. und 19. Jh.  Wunderschöne Bäume, Ginkgo- und Mammutbäume können wir in dem 7 Hektar großen Park bewundern, der nach Vorbildern englischer Landschaftsgärten angelegt worden ist. Die Uferregionen der Schlossgräben, die Teiche,  zwei 15 Millionen Jahre alte Sümpfe, darin eine morsche, 

urzeitalte Pflanzenwelt, versetzen mich in eine mystisch verträumte Scheinwelt, unglaublich.

Ein hoher, natürlich erhaltener Gehalt an Gerbsäure verhinderte über Jahrmillionen die Zerstörung der "Sequoia-Sümpfe", das Paffendorfer Moorland. Sequoia sind/waren Millionen Jahre alte, hohe Nadelbäume, die hier im Sumpf ihre Spuren hinterlassen haben. Krass, das die Natur so etwas für uns aufgehoben hat. Eine Atmosphäre, die verzaubert.

Und eigentlich ist die Ruhe hier ein Geschenk.