Dömitz - Neustadt-Glewe - Schwerin - Plate - Parchim

"Alte Steinschleuse" Dömitz von 1572. Das Bild ist aus dem Internet
"Alte Steinschleuse" Dömitz von 1572. Das Bild ist aus dem Internet

Nach Arneburg laufen wir den nächste Hafen "Wittenberge" an, 87 lange km sind wir unterwegs. Der Hafen Wittenberge ist neueren Datums, top gepflegt und liegt geschützt hinter einer Landzunge.

Freitag, 9. Juli 22, wir starten erst um 11.30 Uhr in Wittenberge. Noch 4 ½ Stunden bis zur Schleuse Dömitz. Für die Einfahrt in die Elde-Müritz-Wasserstraße reicht der Wasserstand gerade so, 50 cm hatten wir Spiel. Es ist geschafft, der Pegel-Stress ist vorbei. Nicht vorstellbar, was wäre wenn …… ein niedriger Pegel uns die Einfahrt nicht ermöglicht hätte.

Im Jahr 1530 wurde mit der Kanalverbindung „Elbe-Elde-Mecklenburger Seen-Wismar“ - begonnen. Erwähnenswert ist die "Alte Steinschleuse" in Dömitz, 1572 gebaut, ist sie heute noch in Betrieb.  Geschleust wird  nicht mehr. Seit 1837 dient der historische Bau als Hochwasserschutz für Dömitz. Respekt, 500 Jahre alte Wasserbautechnik. Die originale, denkmalgeschützte Schleusenkammer ist bis heute erhalten.

Die eindrucksvolle "Dömitzer Festung" hat der Italiener "Francesco Berneau" 1560 in Form eines gleichseitigen Fünfecks gebaut. Zölle auf der Elbe sollten von hier aus kontrolliert werden. Der Bau wurde später anderweitig genutzt, als Festungsgefängnis für politische Gefangene. Wie man weiß, hielt man den Schriftsteller und Dichter "Fritz Reuter" 1839 für ein Jahr gefangen. Nein, nicht in einer Zelle, ein Zimmer in der Hauptwache wurde ihm zugeteilt. In Wirklichkeit durfte er spazieren gehen, der Kommandant liebte die Gespräche mit ihm, lud ihn zu sich nach Hause ein. Seine gesellschaftlich kritischen Texte mochte man im 19. Jh. nicht. Die Bilder der Festung Dömitz sind Erinnerungen und aus dem Foto-Pool unserer  Wohnmobilrundreisen 2013.

Wir starten auf einer der beliebtesten Wasserwanderstrecken.184 km liegen vor uns. Über 18 Schleusen überwinden wir 49 Höhenmeter bis zur Müritz. Wir bereisen jetzt ein landschaftlich wunderschönes Gebiet.

Selbstbedienung ist angesagt, 14 Schleusen müssen von uns eigenständig bedient werden. Das kennen wir aus Frankreich, kein Problem.

9. Juli 2022 nach 63 km erreichen wir "Neu Göhren". Alles schon ein wenig baufällig in diesem Mini-mini-Hafen, bis zu 12 Meter Schiffslänge sind nur erlaubt.  Es hat aus Kannen gegossen, und doch hat uns das „Oberhaupt“ der Hafenmeisterfamilie mit Schirm und Charme an der Pier begrüßt, wir könnten auch hier überwintern, meinte er, na bitte. Tatsächlich gehörte zu dem in die Jahre gekommenen Hafen ein stattliches Restaurant mit einem Schnitzel an gutem Gemüse, auf der Karte/Teller, genau das Richtige für uns. 

Hochsaison, Wartezeiten an den Schleusen gehören zum Turnus. Manchmal ist es eine Herausforderung. Das heißt, Achtung, Fender beobachten, immer parat stehen und schauen, wo der Erstschleuser unserer Papagena zu nahekommen könnte.

Schloss "Ludwigslust", ein Trio aus Schloss, Schlosspark und dem kleinen Ort Ludwigslust.
Schloss "Ludwigslust", ein Trio aus Schloss, Schlosspark und dem kleinen Ort Ludwigslust.

Im nächsten Hafen "Neustadt-Glewe" bleiben wir 2 Tage, "Schloss Ludwigslust" und "Schlosspark" sind nur wenige Kilometer entfernt. Die Fahrt dorthin auf unseren 3 Rädern, herrlich. Schloss und Garten sind um 1756 erbaut/angelegt worden. Das kleine Städtchen Ludwigslust liegt eingebettet in das Ensemble Park und Schloss, harmonisch schön und einen Besuch wert. Einige Umgestaltungen haben Schönheit und Stil des barocken Landschaftsgartens offensichtlich nicht geschadet und die leicht verwilderte Areale geben ein besonderes Flair. Ein kleiner Garten Eden, der in Erinnerung bleibt. 

"Schweizerhaus" im Schlosspark Ludwigslust - 1789
"Schweizerhaus" im Schlosspark Ludwigslust - 1789

Wir stehen vor dem "Schweizerhaus", in lichtem Grün sieht es aus wie hingegossen. "Herzogin Louise" nutzte es um 1789 als Sommerhaus

„Im Zeitalter der Empfindsamkeit sehnte sich die höfische Gesellschaft nach einem vermeintlich ungezwungenen ländlichen Leben“. Die Empfindsamkeit wendete sich damals strikt gegen eine vernunftorientierte Lebensweise. Ein anderes Umfeld als heute hat diesen Wunsch hervorgebracht, das Streben nach ländlicher Ruhe ist wieder aktuell.

Wir genießen die Rundreise durch den Park, zu Fuß für uns viel zu weit. Und immer wieder sind wir glücklich mit unseren Dreirädern.

Eine Minusvariante ist der Hafenmeister im Hafen "Matzlow-Garwitz" kurz hinter dem Elde Dreieck. Am liebsten nimmt er mit fünf Händen das Geld aus den Taschen seiner „Kunden“. Es was spät, wir mussten bleiben und die Pier war viel zu kurz für die Papagena. Aus Sicherheitsgründen hätten wie eine Nachtwache gebraucht, so ungünstig haben wir gelegen. Gemessen an den vielen schönen Erlebnissen, die wir haben, war der Hafenmeister ein Pupser.

14. Juli, an dem Elde-Dreieck biegen wir links ab Richtung "Schwerin", 36 km. Beim "Schweriner Seglerverein", natürlich ist alles vorher telefonisch geklärt worden, gibt uns der Hafenmeister einen echt schönen Platz. Die Lage des Hafens auf der "Marstallhalbinsel" ist ideal. Eingebettet in eine herrliche Parkanlage sehen wir das Schloss, die City, alles ist zum Greifen nahe

"Domstadt", "Florenz des Nordens", herrlich gelegen in einer malerischen Umgebung mit einem Reichtum an historischen Gebäuden und einem märchenhaft schönen Schloss, Wahrzeichen der Stadt, das alles ist Schwerin. Vom Schloss erzählt man: „Das es so viele Türme hat wie das Jahr Tage zählt".

Wir schlendern durch das Centrum und finden ein Straßencafe, genau nach unserem Geschmack.

 „Lennards“ gemütlicher Außenbereich, Kuchen, Kaffee und Wein, alles bestens. Meine Lust, in so einer quirligen Stadt Menschen zu schauen, dazu ein Glas Wein, das ist Urlaubsstimmung. Vis-á-vis sitzt ein Mann mit der Gitarre und einer Stimme, wir dachten, Jürgen singt. Viele unserer Lieblingslieder hatte er im Programm.

Es gibt eine Fahrrad APP, "Komoot", muss man haben, ein Glücksgriff für uns. Übersichtlich gestaltet, einfach zu handhaben, umfangreiches Tourenprogramm und bestens organisiert in der Tourenführung, fünf Sterne. Und trotzdem, bei der ersten Tour nach "Zippendorf" verfahren wir uns, üben-üben-üben. Dafür gab es einen schönen Rückweg entlang des Innensees. 

Wir umrunden die Schweriner Seen auf gepflegten Radwegen, durch herrliche Natur und bestaunen die teils schöne Uferbebauung mit Altenheimen und tollen Mehrfamilienhäusern. Die Mieten sind in dieser vorzüglichen Lage den gut Verdienenden sicher angepasst. 😉 

Ellen und Erhards Sommersitz in Crivitz
Ellen und Erhards Sommersitz in Crivitz

Freunde von mir, Ellen und Erhard, bewohnen in den Sommermonaten ihr Sommerhäuschen in "Crivitz", Landkreis Ludwigslust / Parchim. Wir starten mit den Rädern, 20 km liegen vor uns.

Bis wir Crivitz erreichen, ist es ganz schön bergig. Ein zauberhaftes Häuschen, so schön eingewach- sen  in ihren Garten. Alles ist vorhanden, was ein Sommerherz in dieser Einsamkeit benötigt. Kartoffeln, Gemüse und etwas Obst erntet Erhard jährlich und verarbeitet es u.a. in köstliche Marmeladen. Es gibt Dorade vom Grill, als Beilage kleine Leckereien, dazu einen guten, trockenen Wein an herrlichem Sommerwetter.

Danke Ellen und Erhard.

Mit den Rädern gehen wir on Tour, den Schweriner See entlang bis an die Südspitze zum "Fischereihof Mueß". Den Tipp haben uns Ellen und Erhard gegeben. Wirklich ein Hof mit eigener Fischerei aus dem Schweriner See. Alles was schwimmt, ob frisch, geräuchert oder zu leckeren Salaten verarbeitet, kann hier gekauft werden, köstlich.

Unterwegs gibt es so viele schöne Begegnungen, es gibt reichlich zu erzählen, aber nein, das sprengt den Rahmen.

Am 19 Juli legen wir in Schwerin ab und setzen unsere Reise fort über "Plate", das Elde Dreieck und erreichen am 23. Juli "Parchim". Ein Wasserwanderrastplatz, an der verzweigten Elde gelegen, zum Wohlfühlen schön. Die Hafenmeisterin meinte: "Seit 20 Jahren betreue ich unseren Hafen, aber nie hatten wir ein 15 Meter langes Schiff." Parchim ist ein kleines Städtchen mit einer tollen Lokalität, „Irisch Pub, das Feierdepartment“ Das Verwaltungsgebäude der alten Tuchfabrik bietet Platz auf zwei Ebenen. Wo früher die Webstühle standen, wird heute gelacht, getanzt, gefeiert, bei bestem Irischen Bier vom Fass. Wechselnde Bands spielen eine gute Mucke, da muss man hin. Irische Pubs waren schon immer unsere Favoriten.