Stora  Käringskär - Oskarshamn – Timmernabben – Kalmar – Kristianopel -  Simrishamn – Ystad  (Schweden) - Schaprode ( Deutschland/Insel Rügen)

Das Erlebnis in dem Naturhafen schwingt in unseren Seelen nach. Leise, mit etwas Wehmut bereiten wir die Weiterfahrt vor. Die Lust, noch einmal hier zu SEIN, ist groß. Die Idee fasziniert uns, mal ganz auf dem  Schiff zu leben. Wir treiben eine Zeit lang auf dieser Welle.

Bis Oskarshamn sind es nur 20 sm, zum größten Teil unter Segel, blauer Himmel, Wind 3 – 4 Bft. Ein kleiner Hafen in einem großen Handelshafen erwartet uns, nüchtern, reicht für eine Nacht. Noch ein Spaziergang mit Puschel durch die Natur. Der Gedanke, alles auf zu geben, geht uns durch den Kopf.  Ich lade Jürgen zu Hamburger mit Pommes ein, schön ordinär und lecker.

Bei wolkenlosem Himmel und herrlicher Sonne legen wir am nächsten morgen früh ab. Wind von 3 -5 Bft. Ziemliche Krängung, wir genießen segeln und schon um 16.00 Uhr erreichen wir den Hafen von Timmernabben. Die bestens ausgestattete Club-Anlage rundet das heutige Segelerlebnis ab. Wir haben Muße, kochen und lassen den Tag ausklingen, Jürgen begleitet uns dabei auf seiner Gitarre.

 

Auch der nächste Tag macht Laune. Der Wind stimmt, der Himmel ist blau, bis auf das leise Summen der Welle umgibt uns Stille, ein makelloses Segelvergnügen. Happy gleiten wir schon um 15.00 Uhr in den Hafen von Kalmar.

So wünsche ich mir das Wetter für die weitere Rückfahrt, das wäre der Hit.

 

Trotz Segelwetter bleiben wir einen Tag und nehmen uns viel Zeit für einen ausgedehnten Rundgang durch das Schloss Kalmar. Der erste Turm wurde bereits im 13. Jh. gebaut. Erst Johan III baute es im 16. Jh. zu einem Renaissance Schloss um. Es thront auf einer  Insel vor der Stadt, umgeben von Parkanlagen, über die Rasenflächen geht man wie auf Watte. Die Präsentation von Räumen und Einrichtung ist so dezent, ein Gefühl, als ob wir durch das 16 Jh. schreiten. Das Leben bei Hofe, ein Hauch davon ist überall zu spüren.

Auf dem Burghof überholen uns zwei Deutsche, Klaus und Axel, hallo und Schulterklopfen. Jürgen hatte in Fyrudden mit ihnen Segelerfahrungen ausgetauscht. Wir erzählen, wer wann wohin segelt und werden von ihnen zum Essen eingeladen, an Bord versteht sich. Im nächsten Hafen Kristianopel treffen wir uns. Klaus kocht, wir bringen Wein und Salat mit. Wie sich herausstellt, sind beide Hobbyköche und zaubern ein Zitronenhühnchen vom Feinsten. Italienischer Käse, Pecorino und ein Gläschen Weißwein runden das Mal ab, vorzüglich.

Klaus erzählt uns von seiner Tour quer durch Europa. Mit seinem Segler unter Motor ist er von der Türkei bis rauf nach Stralsund gefahren, allein an Bord. Er unterhält uns mit einem kurzweiligen, vergnüglichen Reisbericht und schafft es, unsere Neugier zu wecken, auch in dieser Region unterwegs zu sein.

 

Die Geschichte geht noch weiter. Am nächsten Morgen verabschieden wir uns, aber nur für kurze Zeit. Ein Bruch am Stag vom Vorsegel brachte sie ganz schnell zurück in den Hafen. Einen halben Tag haben die drei Männer diskutiert, gearbeitet, improvisiert. Der Stag ist stabilisiert, allerdings können die beiden nur mit dem Großsegel ihre Reise fortsetzen.

Auf dem Törn nach Kristianopel war die Krängung immens, die Segel mussten ein Drittel gerefft werden. Auf Grund der Wetterprognose bleiben wir 2 Tage in Kristianopel. Spaziergänge führen uns durch den hübschen, sehr kleinen Ort mit Puppenstubencharakter. Nur Holzhäuser, wie überall, weiß/blau oder schwedenrot gestrichen.

Keiner Menschenseele begegnete wir.

Die Hanö Bucht liegt vor uns. Quer rüber zu segeln, 62 sm, dafür brauchen wir ideale Windverhältnisse, haben wir nicht. Wir umrunden die Bucht über Hanö und Simrishamn. 

Simrisham, ein gemütliches Städchen mit einer großen und exzellenten Marina. Über eine betonnte Rinne erreichen wir den geschützten Hafen. Aber..... bei starken Winden und auflandigem Sturm verhindern Querströmungen und schwere Grundseen das Ein- und Auslaufen. Und so war es dann auch. Sturm und auflandiger Wind haben unseren Plan durchkreuzt, Richtung Ystad auszulaufen. Jürgen legt zusätzliche Leinen. Wir liegen geschützt im Hafen, aber es ist nicht sehr angenehm. Die Wellen laufen weit rein, das Schiff tänzelt. Bei 8 Bft. Wind könnten wir in Ruhe auf besseres Wetter warten, doch der Herbst hat sich mit seinen Winden angekündigt, die Zeit drängt, der Heimathafen ruft. Drei Tage liegen wir fest, keiner von uns hat Lust, an Land zu gehen. Es ist zu kalt und stürmisch. Die Puschel-Gassi-Gänge kosten Jürgen Überwindung.

Dann, am 9. Oktober legen wir ab in Simrishamn, der Wind hat auf SE bei 4 – 5 Bft. abgeflaut. Wir mussten um die östliche Landzunge Schwedens, von der Ostküste an die Südküste. Bei OSO Winden mit 3-4 Bft. halten wir trotz Richtungswechsel den Kurs. 31 sm, die Segel sind gerefft, etwas wilder Törn, aber um 17.10 Uhr machen wir in Ystad fest.

Ystad ist ein zauberhaftes Städtchen, liegt in einem kleinen Naturparadies, umgeben von weiten Stränden. Und...... „Kurt Wallander was here“. 2004 wurde in den alten Kasernen  eins der größten Film Studios Schwedens eingerichtet, die Wallander-Filme sind hier gedreht worden. Auch das sorgt für regen Tourismus. Soviel haben wir gesehen.

Das Wetter hat sich grundlegend herbstlich verändert. Das Russland Hoch und die Segel Saison sind schon seit ewigen Zeiten ein Paar, aber nicht in 2015, nur falsches Wetter. In diesem Jahr haben viele Segler ihr Segelvergnügen in südlichen Ländern gesucht. erzählen die Hafenmeister.

 

Der letzte Schlag auf die Insel Rügen muss gesegelt werden, ja muss. Der Wind steht günstig, aber zu stark. Schon um 8.25 Uhr legen wir in Ystad ab, bis Schaprode / Rügen liegen 62 sm  vor uns. Mit 5 - 6 Bft. und Wind von Achtern schiebt uns das Wetter über die Ostsee. Es war, auch für Jürgen, anstrengend. Klar, die Sicherheitsleinen waren immer am Mann, an der Frau, die Strecktaue gespannt. So konnte sich Jürgen immer einpicken, wenn er auf See vorne zum Mast musste.    

 

Unsere Amanita sprang von Welle zu Welle und die Krängung wechselte in Sekundenschnelle von Steuerbord nach Backbord. Schon der Gang auf das WC war eine Herausforderung.  

Ein wilder Ritt über das Wasser brachte uns rüber nach Deutschland, um 18.50 Uhr fest in Schaprode. Auf diesen letzten Seemeilen hat der Autopilot, auf Kurs eingestellt, sich mal wieder bewährt, war ein guter Steuermann.

 Leicht paralysiert, erstmal ohne Worte und mit einem Bärenhunger machen wir uns etwas landfein. Tief durchatmen und dann einen Gasthof finden. Im Matrosengang, leicht schwankend, finden wir den Schilling, direkt am Hafen. Gemütlich, freundlich, bester Service und gutes Essen. Wir haben gewonnen.

 

Am nächsten Tag starten wir mittags Richtung Neuhof. Vorbei an der schönen Skyline Stralsunds segeln wir durch vertrautes Terrain und freuen uns, nach Hause zu kommen.

Alles war richtig. Die Amanita  hat sich als eine gute Kameradin bewährt. Zuverlässig hat sie uns über die Ostsee getragen, war eine behagliche Wohnstatt, wir waren eine gutes Team. Mit nach Hause nehmen wir Erinnerungen an die  vielen kleinen Segelabenteuer. Vier Monate Segeln gibt mir mehr Sicherheit, wenn wir mit der Amanita unterwegs sind. Die Schönen Orte und bedeutenden Städte und die Erinnerungen an die vielen Menschen, die uns begegnet sind, so schön hatten wir uns die Reise nicht vorgestellt. Wir freuen uns auf zu Hause und sind gespannt, wie es ist, nach unserer Mini-Weltreise wieder daheim zu sein.

Bei den Gedanken an den Megatörn kommt Freude auf, das Erlebte ist dann zum Greifen nah.