Berlin (mit Familie)

Es gibt einen „Hafenführer für Berlin & Brandenburg“ mit den schönsten Häfen und Liegeplätzen. Eine tolle Empfehlung für alle, die Berlin und Umgebung vom Wasser aus erkunden möchte. Häfen und Anlegestellen sind mit einem Lageplan, Telefonnummern und Informationen zu öffentlichen Verkehrsmitteln, Einkauf, Sehenswürdigkeiten und Restaurants ausgestattet. Weitere Angaben, um sich im fremden Umfeld zu Recht zu finden, bereichern das Buch. Und wenn Sie die tollen Bilder sehen, packen Sie direkt ihre Tasche.

 

„Captain`s Inn“ am Stößelsee war für die sechs Wochen in Berlin der Hafen unserer Wahl.  Wie sich herausstellte, nur für eine Nacht. Gott sei Dank haben wir gewechselt. Über sechs Wochen den Schotterweg rauf gehen, um die Anbindung in die Stadt zu erreichen, nein. Die Atmosphäre war angespannt und unfreundlich, das so gepriesene Hafenrestaurant mit Sonnenterasse wirkte mit all` den Sachen, die rumlagen, ungepflegt.

Bootshafen Reiffer vom Achterdeck aus
Bootshafen Reiffer vom Achterdeck aus

Kurzerhand sind wir rüber zur „Scharfen Lanke“, in den „Bootshafen Reiffer“, schön gelegen und direkt am Park.  Die Anlage ist gut organisiert, samt Kundenfreundlichkeit und Liegegebühr. Auch hier, wie in allen Häfen, muss man sich anmelden, reservieren, geht nicht, gibt`s nicht. Den einzigen Platz für unser großes Schiff hat Frau Reiffer uns zugewiesen. Von hier aus war die Anbindung zu den öffentlichen Verkehrsmitteln perfekt, der Supermarkt um die Ecke und im Clubhaus  „Gothia“ konnte man abends ein Bierchen trinken.

Berlin - kulturell ein Highlight - eine Reise wert – Berlin, die Empfehlung überhaupt  – eine Weltmetropole – die Museumslandschaft ist top und in Berlin Rad fahren ist ein Vergnügen.  Das waren die Kommentare zu Berlin, als wir unsere Reise planten. Ja, trifft alles zu, sechs Wochen Berlin waren zu kurz. 

Natürlich gibt es im Detail rein persönliche Wahrnehmungen, die stören oder Kritikpunkte, aber im Gesamtspektrum Berlin spielen sie für uns eine untergeordnete Rolle 

Kanzleramtsbrücke oder "Spinnerbrücke" / Kanzleramt Berlin
Kanzleramtsbrücke oder "Spinnerbrücke" / Kanzleramt Berlin

Am 15. August war die JuFraMiLo-Family für ein paar Tage an Bord. Wie schön, die Tage mit der Familie sind immer intensiv und die gemeinsame Zeit viel zu kurz. 

Über die Spree durch das Regierungsviertel zu fahren, sozusagen durch das „Zentrum der Macht“, ist beeindruckend.  Architektonisch interessant gebaut, das Thema: „Kunst am Bau“, klare Linien, cool und viel Beton, ästhetisch schön, doch wenig Grünes. Der Kanzleramtsbrücke über die Spree haben die Berliner mittlerweile einen Kosenamen gegeben: „Spinnerbrücke“, eben Berliner Schnauze.

Unsere Enkelkinder -  "Mach fest die Schot"
Unsere Enkelkinder - "Mach fest die Schot"

Ein Besuch im „Deutsches Technikmuseum Berlin“ mit den Enkeln war wieder ein Highlight. Alle Nah- und Fernverkehrsmittel, ob Luftfahrt, Eisenbahn oder Schifffahrt, sind in ihrer Entwicklungsgeschichte mit Erinnerungsstücken und Dokumentationen hautnah und zum Anfassen dargestellt. Auf unterhaltsame Weise können Kinder (oder Erwachsene) die ersten praktischen Fertigkeiten zum Segeln erlernen. Trockenübungen auf einem kleinen Segler ermöglichen es. Überall gibt es Audio Guide`s  mit spannenden Dokumentationen. Das „Science Center Spectrum“ ist faszinierend, anfassen erwünscht. Spielerisch entdecken die Kinder  naturwissenschaftliche  Phänomene und es ist so schön für uns, ihre phantasievollen Streifzüge durch die Museen mit zu erleben.  

 

Sechs Wochen Berlin, eine intensive Zeit voller Eindrücke, kleinen und großen Attraktionen,

Begegnungen und Begebenheiten. Diesen üppigen Input in einem Reisebericht wieder zu geben, das geht nicht. Aber was hat uns wirklich bewegt und was hat uns echt gut gefallen?

Das ist der Einstieg:

 

„Gut gefallen“ 

Wir kaufen eine Monatskarte für unsere Trips durch Berlin. Für 50,- Euro im Monat lassen wir uns durch Berlin treiben.  Die Verkehrsbetriebe (U-/S-Bahn- Bus) sind organisatorisch und technisch top ausgestattet, aus unserer Sicht. Ausstieg und Haltestelle sind immer plan, kaum Wartezeiten, die Logistik ist bestens.

 

„Gut gefallen“  

hat uns das „Spionagemuseum“. Ein HightechTempel, der erst 2015 seine Tore geöffnet hat.

Leonardo da Vinci erfand schon die erste Geheimschrift. Spione, Doppelspione, die in die Geschichte eingegangen sind und ihre Enttarnung, was ist aus ihnen geworden. Spione als Strippenzieher in der Politik und im Krieg. Wellington`s (1808) Informationssystem, Hitlers Chiffriermaschine „Enigma“ und Englands intelligente Gegenoffensive. Eine Menge Objekte sind zu besichtigen, alles Handwerkzeug der Agenten, ihre Arbeitsweisen werden aufgezeigt, und man kann eigenständig morsen und Codes knacken. 

Junge Frau im "Laserparcour"
Junge Frau im "Laserparcour"

Aufregend ist der „Laserparcour“. Haben sie den Film „Mission Impossible“ mit Tom Cruise gesehen? Dann wissen Sie, wie es funktioniert. Geschickt und geschmeidig bewegen sich die Besucher durch den Parcour, man darf mit dem Laserstrahl nicht auf Tuchfühlung  gehen, sonst heißt es, erwischt und außer Gefecht gesetzt. Eine Herausforderung für die Jugend, mit hohem Spaßeffekt. Mitreißend, teilweise artistisch/groteske Läufe sind geboten worden, echt „knorke“.   

Na, das hört sich doch alles gut an.

„Gut gefallen“

hat uns das "DDR-Museum". Es ist das meistbesuchte Museum in Berlin. Viele Touristen kommen aus der ganzen Welt, sie wollen wissen, DDR und Mauer, was war das, wie ging das.  Geschichte zum Anfassen. Medieninstallationen verbunden mit einer Vielzahl von Alltagsgegenständen aus der DDR, und dazu das sozialistische Gedankengut  in Wort und Ton. Das ganze Programm katapultiert die frühere DDR authentisch in das Hier und Jetzt. Frei von subjektiven Kommentaren, wie wir meinen, gut gemacht.

 

„Gut gefallen“

hat uns die Ausstellung "Wege - Irrwege - Umweg", über die Die Entwicklung der parlamentarischen Demokratie in Deutschland im "Deutschen Dom". Tolle Ausstellung, ein interessantes Thema und auf keinen Fall trockener Stoff. Die „Mütter des Grundgesetzes“, vier Frauen, die im Parlamentarischen Rat 1948 (neben 61 Männern) das Grundgesetz mit bestimmt haben: Helene Wessel, Elisabeth Selbert, Frieda Nadig, Helene Weber. Wer hat es gewusst, ich nicht. 

 

„Echt gut gefallen“

hat uns die Besichtigung der Kuppel auf dem Deutschen Bundestag mit der endlosen Rampe, die rauf bis in die Kuppel führt.  Die „Beamtenlaufbahn“, so nennt der Berliner zärtlich die Rampe. Die  Aussicht von hier oben hat uns weniger interessiert. 

Die Konstruktion des architektonischen  Meisterwerks aus Stahl und Glas, „Die Kuppel“, haben wir dem Architekten Sir Norman Foster zu verdanken. Hoch ging es damals her auf den Entscheidungsebenen.  Obwohl Foster sich erst für die Kuppel entschieden hat, als man ihm die Pistole auf die Brust gesetzt hat: „Kuppel mit Foster oder ohne Sir Norman Foster.“ Schön, dass sich der gläserne Aufbau durchgesetzt hat. „Eierbecher“, das ist der Taufname, den die Berliner der imposanten Glaskonstruktion gegeben haben. Mal wieder ein Kosename aus dem Berliner Milieu.

Die Kuppel sollte nicht nur ein Publikumsmagnet sein, nach einer sinnvollen Nutzung wurde gesucht. Computergesteuert wird der Plenarsaal  mittels Lichtumkehrelementen und via 350 Spiegeln mit Licht versorgt. Ein mitdrehendes Verschattungselement wird in Abhängigkeit zum Sonnenstand positioniert und schützt die Abgeordneten vor zu viel Sonne. Die verbrauchte Luft aus dem Plenarsaal kann unter Nutzung des thermischen Auftriebs über eine Abluftdüse durch eine 10 m breite zentrale Öffnung im Kuppeldach „entsorgt“ werden. Faszinierend, oder? An der Basis der Spiegelsäule, rund um den Spiegel-Trichter, gibt es 

eine interessante Ausstellung in Wort und Bild: „Vom Reichstag zum Bundestag" - die historische Entwicklung.

Man muss hier gewesen sein und, meldet euch früh genug an, die Sicherheitsvorkehrungen sind lückenlos. „Mc Kilroy is watching you“

Nach jahrelanger Recherche der Amerikaner ist bis heute das Phänomen „Mc Kilroy“ nicht geklärt worden. Wer weiß mehr, von wem stammt es?

„Echt gut gefallen“

hat uns die „Gerhard Richter“ Ausstellung im Museum „Barberini“ in Potsdam. Ein Kunstgenuss, den wir mit Freunden aus Bielefeld geteilt haben.  Gerhard Richter gehört mit seinem internationalen  Ansehen zu den Künstlern der Gegenwart und, er ist zur Zeit der teuerste deutsche Maler. Gezeigt werden Werke der letzten 30 Jahre und die Entwicklung seiner abstrakten Arbeitsweisen.

Gehard Richter
Gehard Richter

Eine faszinierende Technik, die Richter für seine „ungegenständlichen Bildern“ anwendet, bei der zufälliges  Gestalten dominanten Charakter hat. Wie das Bild bei Fertigstellung aussehen wird, ist nicht kalkuliert.  Mit seinen  Bildern will er nichts Bestimmtes ausdrücken, nichts darstellen oder etwas Bestimmtes abbilden.   Die Ausstellung erklärt seine abstrakten Strategien, mit denen er seine Werke auf die Leinwand bringt.

Schöpferische, kunstsinnige Interpretationen seiner Bilder lehnt er ab. „Die Bilder wirken durch sich selbst.“ Ein Reporter fragte ihn, „was er beim Malen denke?“  „Nichts, ob es gut aussieht oder nicht“ 

Das Malen selbst ist sein Denkvorgang.  

Spiegel online:  Frage: „Herr Richter, wie würden Sie ihre Haltung beschreiben, die sich durch ihr Werk zieht?“  Richter: „Ich male gern. Mit dem Rest sollen sich Analytiker beschäftigen.“ Erst der Audio Guide und die Informationen aus den Broschüren haben uns Richter zugänglich gemacht. Mit diesem Hintergrundwissen und dazu unsere Lust, sein Werk zu verstehen, ist uns das Besondere seiner außergewöhnlichen, abstrakten Malerei bewusst geworden. 

Mich faszinieren Menschen, die mit Überzeugung, und Darstellungskraft ihre eigenen Sichtweisen zum Thema darstellen. Gerhard Richter war ein highlight. 

Der britische Guardian nannte Richter den “Picasso des 21. Jahrhunderts“.

Der Künstler ist 87 Jahre alt, in Dresden geboren, war von 1971 – 1993 Professor für Malerei in Düsseldorf. 1961 ist Richter mit seiner Frau aus der DDR geflohen.

„Das hat uns bewegt“

Ein Juwel in der Museumslandschaft Berlin ist das „Neue Museum“  auf der Museumsinsel.  

Zitat von Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen Berlin zur Eröffnung des Neuen Museum am 16. Oktober 2009

„So eine elektrisierende Kraft, die von diesem Haus ausgeht. Ich bin für mich persönlich fast sicher, ich glaube, so einen schönen, wunderbaren Tag, so ein Erlebnis werde ich in meiner beruflichen Laufbahn nicht mehr erleben.“

Worte, die Empfindungen auf den Punkt bringen, wenn man in das Neue Museum nach den 10-jährigen Restaurationsarbeiten betritt. Aus unserer laienhaften Sicht ist die Renovierung  der  Räume großartig geworden. Das Konzept für die umfangreiche Erneuerung lieferte der englische Architekt "David Chipperfield. Sein Anliegen war:

"Alles, was sie in den Überresten des zerstörten Museums fanden, hatte seinen Wert, und alles war schön. Diese Schönheit dem Betrachter erfahrbar zu machen, war das Ziel Chipperfields - war die Herausforderung."

 

http://stadtrandnotiz.de/2015/06/02/neues-museum/  -  Ein "interessanter Artikel über "Das schönste Museum der Welt" (gemeint ist das Neue Museum) und Restaurierungspraktiken in Deutschland.

 

Sicherlich ein Kunststück, das denkmalgeschützte Bauwerk in Einklang zu bringen mit modernen Bauelementen und gleichzeitig diese besondere Atmosphäre der Begegnung unterschiedlicher  Kulturen in Raum und Darstellung zu  gestalten und zu fokussieren. 

Nofretete / Neues Museum Berlin
Nofretete / Neues Museum Berlin

Außerordentlich gut ist das  mit der Büste der "Nofretete" gelungen. Raumgebend, geschützt in einem Glasschrein, mit einem Leibwächter an der Seite, scheint die Makellos Schöne in die Unendlichkeit zu blicken, und in die Seelen der Betrachter. 

Hier hätte ich gerne  eine Maxisitzgelegenheit,  um ihrer Schönheit und dem Zauber ihrer Anziehungskraft nach zu spüren.

„Hohe Wangenknochen betonen ein markantes Gesicht, so machen es auch die kleinen feinen Ohren. Ebenmäßige Lippen, weder schmal noch voll, sind wie frischgeschminkt und ein ganz leichter Hauch von Lächeln umspielt ihre Mundwinkel, sanft und distanziert zugleich.“

Frei von fremden Einflüssen konnte  Alt-Ägypten über drei Jahrtausende das ägyptische Königsbild aufrecht erhalten, historisch und kulturell hat sich in der Zeit kaum etwas verändert, unvorstellbar.  Ausstattung und Erscheinungsbild der Statuen und Reliefs belegen das Geschehen. Außerdem fand man in den Grabkammern umfangreiche und präzise Informationen über das Leben im alten Ägypten.

Auf welche Weise sich das Menschenbild in 2500 Jahren verändert hat, zeigen zwei ausgestellte Charakterköpfe. Zwanzig Jahrhunderte liegen zwischen den beiden Kunstwerken. Zwei exemplarisch prächtige Arbeiten, die Veränderungen des Menschenbildes über zweitausend Jahre darstellen. Einmal ein „Porträtkopf“ aus der Pyramidenzeit, 2500 Jahre v. Chr. Gradlienig und klar schaut er uns an, einzigartig die Aura, die ihn umgibt. Aufmerksam und wach, intensive  Gefühle, die sein Blick auslösen. Er schaut durch alles hindurch in die Unendlichkeit. Unglaublich, das nach 2500 Jahren ein Kunstwerk so eine Intensität der Gefühle auslösen kann.

Daneben der „Berliner Grüne Kopf“, der erst 400 Jahre v. Chr. entstanden ist. Er wirkt nachdenklich/versunken, eher streng und von ausgeprägter Intelligenz. Die Gesichtsmerkmale sind vollendet geformt. Der Kopf ist erschaffen worden, ohne das ein Mensch Modell gestanden hat. Souverän erkennt man in den dargestellten Gesichtern der beiden Kunstwerke Veränderungen des Menschenbildes in 2000 Jahre. 

Warum der Grüne Kopf ein Berliner Grüner Kopf ist, habe ich nicht erfahren können. 

Für uns war das Neue Museum mit seinen einzigartigen Kunstschätzen eine Attraktion im Berliner Museenland.  Hervorragend die Idee, Darstellung und Gestaltung der Ausstellung 

Auch das Programm, „Neue Nachbarn“ ist ein geniales Konzept zwischen „Humboldt Forum“ und der „Museumsinsel“. Kunstwerke aus unterschiedlichen Epochen und Kontinenten sind nebeneinander ausgestellt, um sie vergleichen zu können. Kulturen, die sich nie begegnet sind, zeigen gleiche Merkmale ihres kulturellen Lebens. Da steht der Ägyptische „Pharao Amenemhet III.“, 2000 Jahre v. Chr., er trug die Schlange als Zeichen seiner Unverletzlichkeit auf der Stirn, seine königliche Ausstrahlung ist greifbar präsent. Und vor ihm liegt die Skulptur der aztekische „Adlerschlange Cuauhcoatl“, die erst 1400 Jahre n. Chr. gemeiselt worden ist. Ein mystisches Mischwesen aus Adler und Schlange, vermutlich hat sie Pyramiden bewacht. Für beide Völker war die Schlange Beschützer und ein Symbol der Stärke. Und sie  bauten mit 3000 Jahren Zeitverschiebung  für ihre Könige  diese gigantischen Grabstätten.

„Das hat uns bewegt“

Das „Holocaust Mahnmal“ – Denkmal für ermordete Juden. Auf einem Gelände von 19.000 qm² vermitteln 2.700 graue, verschieden hohe Stelen aus Beton ein beklemmendes Gefühl. Leere, auch Stumpfheit sind meine Empfindungen auf dem Stelenfeld. Um in Ruhe hier zu sein, besuchen sie diesen Schauplatz am Besten vor den Touristenströmen.

Unter dem Mahnmal ist ein „Ort der Information“ eingerichtet, der die grausame Tragweite der Judenverfolgung in unterschiedlichen Themenräumen enthüllt. Die bedrückenden Empfindungen, oben, zwischen den Stelen, verdichten sich hier unten, im Dokumentationszentrum . Man kann sich dem nicht entziehen. 

Dokumentation zur Judenverfolgung entlang der früheren "Kommandozentrale der SS-Führung"
Dokumentation zur Judenverfolgung entlang der früheren "Kommandozentrale der SS-Führung"

Das Mahnmal „Topographie des Terrors“, heute ein Erinnerungsort an die Nazizeit, ist gebaut worden auf dem früheren Gelände der SS-Führung, der Kommandozentrale für die Judenverfol- gung. Fotos, Dokumente und Videos belegen die Vorgehensweisen der Peiniger und den Leidensweg der jüdischen Bevöl- kerung im zweiten Weltkrieg. Erst 2010 wurde das Dokumentationszentrum eröffnet, es offenbart die gesamte  Dimension der NS- Schreckens-herrschaft. 

Erinnerungskultur -  unvorstellbar, zu was 

Menschen fähig waren und es ist ein Ultimatum an uns, nicht zu vergessen.

Birkenwald zum Wannsee
Birkenwald zum Wannsee

Zurück im Hier und Jetzt war die Fahrradtour an den Wannsee ein Genuss. Mitten in Berlin, verträumte Buchten, Laub- und Fichtenwälder, ein kleines Paradies und 20er Jahre Einkehrmögichkeiten.

Mit dem Bau seines Sommerhauses am Wannsee hat Max Liebermann ein kleines aber feines Kulturgut hinterlassen. Sehr kreativ malte er an diesem idyllischen Ort seine schönsten Bilder. In einem inspirierenden Gemälde sehen wir seinen Weg durch den Birkenwald zum Wannsee. Das kleine Museum, Cafe mit Tersse, der wieder hergestellte Garten, das war seine Empfindungswelt.

In der Nazizeit ist er gramvoll verstorben, seine Frau hat sich das Leben genommen, um dem Konzentrationslager zu entkommen.

Ellen und Erhard haben uns an Bord besucht. Sie leben schon lange in Berlin, sind also Insider. Fünfundvierzig Jahre kennen wir uns, da gibt es viel zu erfahren und zu erzählen, Erinnerungen an gemeinsame Urlaube waren wieder present, und......... Landmann trifft Bootsmann. Eine kleine Rundfahrt auf dem Wannsee bei herrlichem Wetter an Jürgens Apfeltorte, dazu wir Vier.

Allerdings, das Essen im Restaurant "Seehaase" / Wannsee war keinen Versuch wert. Nur ein paar Schritte  weiter, rauf zum "Haus Sanssouci", und wir hätten das i-Tüpfelchen für den schönen Nachmittag anfügen können.

Wir freuen uns auf die letzte Tour. Eine Rundfahrt über die Kanäle und Seen, rund um Berlin. „Krumme Lanke", „Kleiner Wannsee“, rein in den „Teltowkanal“„Langersee“„Seddinsee“,  „Gosener Kanal“. Weiter über die "Müggelspree", die den Müggelsee durchfließt, und der Kreis schließt sich bei der Einfahrt in die Spree, die uns noch einmal durch das Regierungsviertel führt. Zwei Tage nehmen wir uns Zeit.  

Seddinsee bei "Schmöckwitz"
Seddinsee bei "Schmöckwitz"

Kein Wind, wir gleiten durch das ruhige Wasser, unbeschreiblich liebliches Ufergestade verführt zum Verweilen. Unberührte Natur, wie es scheint, wir vergessen Mensch, Auto und Großstadt. Am Seddinsee bei „Schmöckwitz“ laufen wir ein kleines Hotel „Strandlust“ an, nebst Anleger. Eine liebevoll erhaltene Patina der 60er Jahre gibt der früheren DDR-Einkehr eine besondere Note, für uns zum wohlfühlen. Alltag, vertagen wir. Viel haben wir von Berlin gesehen, aber kaum die Berliner Gewässer befahren. Wir kommen wieder, möchte ich gerne, aber erstmal nur eine Idee.

Der Abschnitt vor dem Müggelsee führt durch die Müggelspree Auen, unberührtes Ufergestade. Wir tasten uns durch Wiesen und Laubwälder und fühlen uns allein auf der Welt. So viel Vogelgesang, ich bedaure mal wieder, keine Ahnung zu haben, „Wer singt denn da.“

Nach dem Müggelsee ist die "Müggelspree" relativ schmal. Gärten mit kleinen, braven und gemütlichen Häuschen schmücken das Spreeufer. Und dazwischen immer wieder imposante Anwesen mit eigenem Anleger für die Motoryacht. Alles ist hier musterhaft schick und gepflegt bis zum letzten Grashalm. Das sind die Spuren des Wohlstands, die die frühere DDR nach 1989 gelegt hat. Beschaulich, geschmackvoll und mit viel Liebe hat der Spreesaum ein neues Gesicht bekommen. „Bitte nicht stören“, denke ich. 

Besitzer dieser kleinen Paradiese sind frühere ostdeutsche Bürger. Eine kleine eingeschworene Gemeinde, die Grundstücke werden ausschließlich vererbt, oder eben nicht an Jeden verkauft.

„Ein beliebter Sender ist immer wieder der Tausender“, so erzählt man.

Etwas Besonderes ist das Restaurant-Cafe „Voland“ in der Wichertstraße 63, 10439 Berlin. 

Der Reiz ist der ostdeutsche/russische Lebensraum, der hier präsent ist. Gäste, die Stimmung und der Duft der ausgefallenen Gerichte, die aufgetragen werden, bleiben in Erinnerung, eine tolle Szene, einfach klasse. Am Schönsten ist der Samstagabend, wenn ein Trio auf der Mini-Mini-Bühne singt und spielt. Russische Lieder zum Weinen und zum Lachen. Unser Stammlokal, falls wir mal in Berlin leben sollten. Darauf gekommen sind wir bei einem Plausch mit Inge im Ausflugslokal „Mutter Lustig“ in Köpenick,  eine entzückende ältere Dame, waschechte Berlinerin, die flugs auf das Achtzigste zu geht und seit 20 Jahren Samstags Stammgast im Voland ist. 

 

Anfang April 2019 brachte der Sender RBB die Dokumentation: „Die 30 spannendsten Berliner Kieze“. Alles interessante  Ausflugsziele, die wir zum Teil nicht kannten und ein Grund mehr für einen weiteren Berlin-Besuch.