Woudsend - De Alde Feanen - Earnewoude - Dokkum

         Groningen / Museum Groningen - Harderwijk

Gut vier Wochen gehen wir weiter auf Tour, Holland besichtigen. Erst Ende September kommt Jürgens Familie zu Besuch, Nils mit seiner Freundin Jessika. 

Jürgen hat das „Marrekrite“ Fähnchen besorgt, die Eintrittskarte für Liegeplätze in herrlicher Natur.  Ausgestattet sind die Plätze mit Pollern und Stegen, kein Wasser oder Strom, und kaum noch Vogelgesang, aber Entspannung pur, wer möchte.

 

Am 23. August starten wir in "Sneek" und steuern den Nationalpark „De Alde Feanen“ an.

Die Insel „Rengerspole“ ist Zwischenstation, für die heißen Tage der richtige Ort. Keine Menschenseele lebt auf der Insel. Es ist Sonntag, knatschblauer Himmel, die gewaltige Hitze nimmt uns die Energie. Wir chillen auf dem Achterdeck, die Zeit scheint still zu stehen. Nur vorbei gleitende Segelboote und das Flattern der Segel bringen etwas Bewegung. 

Um die Ecke liegt der Hafen „Earnewoude“, das Zentrum von „De Alde Feanen“. Ein kleines Heftchen, „Toeristeninformatie“, gespickt mit guten Informationen ist die Einladung, den Nationalpark kennen zu lernen. Charakteristisch sind die vielen, verzweigten und oft sehr engen Kanäle. Ein Paradies für Wassersportler und für Naturfreunde ein Wander- und Radlergebiet. Mit dem viel versprechenden Veran-

staltungsprogramm ist das Angebot eine runde Sache.  Wir liegen zentral in der schönen Ferienanlage. Und selbst, wenn wir meinen, halb Holland trifft sich hier, ist der Naturpark nicht übervölkert. Unsere Papagena ist fest gemacht an der Pier, unterwegs sind wir per pedes, mit dem Dinghi oder auf dem Rad. Unterschied-lich lange Radrouten empfiehlt das Magazin „Alde Feanen“ (auf Deutsch). Es ist schön, hier zu sein.

Für die Idee, aufblasbare Kanus anzuschaffen, leihen wir uns erstmal ein "Zweierkanu". Uns hat es gefallen,

nicht zu anstrengend, aber lieber jeder für sich, im "Einer". Das erhöht die Stille und Verbundenheit mit sich selbst. Mal sehen.

Der Bericht über die Veranstaltungen in Friesland war der Auslöser, weiter rauf nach "Dokkum" zu fahren. Ab Freitag, 6 September, startet hier das größte „Maritime Musikfest“, die "Admiralitätstage Dokkum" so die Ankündigung. Darauf haben wir Lust, Festivalstimmung, fetzige Musik und umherziehen unter den fröhlichen Menschen. Das Beiprogramm hört sich auch gut an.

Am Montag 2. September heißt es, Leinen los, um 9.14 Uhr legen wir ab. Extra so früh, um einen Liegeplatz in Dokkum zu bekommen. Und richtig, es war der letzte "First class" Platz an der Pier. 

Freunde von uns sind mit ihrem Wohnmobil auf einer Ferientour in Holland unterwegs und kommen uns von Leuwaarden aus mit den Fahrrädern besuchen. Beide fahren seit April 2019 e-Bikes, mit einem tollen Design. Der Hersteller ist die Firma „Gudereit“ in Bielefeld. Hartmut hat ein Blaues, nur schön. Auch die Technik überzeugt. Wenn mal ein e-Bike für mich zur Diskussion steht, dann-dann!

Dokkum ist ein wunderschöner, alter Ort. Aufs Neue freuen wir uns, hier zu sein. Anne und Hartmut geht es ähnlich. Schön, die Beiden zu treffen. Holland, das attraktive Urlaubsland, speziell für Radler. 

Niederländer sind robust, wenn es um schlechtes Wetter geht, tragen immer die richtige Kleidung und sie haben das Talent, Regen zu ignorieren. Diese Eigenschaften waren an diesem Wochenende gefragt. Ab 20.00 Uhr hat es jede Nacht gegossen, das schien die Akteure nicht zu stören. Sonntag war dann der Festtag, ganz Dokkum war unterwegs. Blauer Himmel, ein tolles Musikprogramm, auf zwei überdimensio-

nalen Bühnen, und so viel gute Laune rundherum. Die zweite große Bühne gehörte dem Nachwuchs. Toll, mit welchem Pepp und Selbstbewusstsein Kinder und Jugendliche auf der Bühne stehen, am Instrument oder mit ihrem Gesang. Wenn jemand Gitarre spielen möchte, bitte, bedient euch. Ein großes Angebot an Instrumenten stand den Kids zur Verfügung. Vielleicht singen hier die Stars von morgen, wer weiß. 

Direkt auf dem Deich steht ein Denkmal - eine Erinnerung an 83 Fischer, die nie mehr Frau und Kinder sehen konnten
Direkt auf dem Deich steht ein Denkmal - eine Erinnerung an 83 Fischer, die nie mehr Frau und Kinder sehen konnten

Von Dokkum an die Küste sind es nur 13 km. Wir fahren einen Rundweg, 31 km, erste Sahne.  Direkt an der Küste, in "Moddergat"  gehen wir erst mal ans Meer. Ruhe, Weite, Wasser und mal nicht erzählen, wir landen wieder bei uns selbst. In Holland kann man immer draußen sein. Wir haben Lust auf eine Wattwanderung, durch den Schlick laufen. Eine gute Idee für das Frühjahr in Harlingen. Ein kleines Heimatmuseum "t Fiskershuske" ist in alten Fischerhäuschen untergebracht. Baumwollunterwäsche in XXXL von 1920 hängt draußen zum Trocknen. Die Museumsmutter serviert uns einen Tütencapuccino und erzählt Geschichten. Sie spricht etwas geschraubt, lustig, aber das ist auf keinen Fall Friesischer Dialekt. Auf geht`s, wir fahren zurück. Heute ist ein idealer Tag. Auch der Abschluss passt. Jürgen begleitet meine Kochkünste auf der Gitarre. 

Bis zum 13. September beiben wir in"Zoutkamp", von hier aus starten die Krabbenfischer. Es gibt so viel zu sehen und erzählen, aber wir  möchten für die Reiseführer keine Konkurrenz sein. ;-)

„Groningen“ ist das nächste Ziel.  Am 16. September machen wir fest im „Oosterhaven“ und liegen praktisch im Zentrum der Stadt. Groningen wollten wir auf der Fahrt nach Harderwijk links liegen lassen, nicht erwähnenswert, dachten wir. Falsch, wir liegen in einer mega coolen Stadt, hier pulsiert das Leben.  30.000 Studenten sind in Groningen eingeschrieben, 447 Professoren stark ist der Lehrkörper, und ein außergewöhnliches Museum zählt zu den Bestsellern der Stadt. Irre Boutiquen gibt es hier. Der so weiche Schal aus "Yakwool" ist das Geschenk für mein Patenkind und für Judith finde ich Ringelstrümpfe bis über das Knie, in Regenbogenfarben. Groningen ist die jüngste Stadt der Niederlande, das Durchschnittsalter beträgt 36 Jahre. Eine alte Stadt für junge Leute und… 2 Tage für uns. Das Begleitheftchen für den Stadt-rundgang gibt es auf Deutsch, super. Prinzipiell haben die Radfahrer hier das Sagen. Augen auf und aufge-passt, die vielen Radler und ihre unbekümmerte Art, herum zu flitzen, ist echt gewöhnungsbedürftig.

Das Groninger Museum heißt auch ….. „Groninger Museum“. Vor 25 Jahren ist es eröffnet worden. Wir finden das Museum von der Architektur her und in der Farbgestaltung der Außenfassaden sensationell, ob vom Wasser aus oder von Land. Die aktuelle Ausstellung: „Mondo Mendini – Die Welt des Alessandro Mendini“ – bis Mai 2020. „Mendini“ ist der Guru, der Künstler, der das Gebäude entworfen hat, großartig. Schaut euch sein Portrait auf der Internetseite an. Auch die gesamte Ausstattung trägt seine Handschrift. Die Stühle im MuseumsCafe sind einzeln, in Handarbeit von ihm hergestellt worden. Einfach toll, die Krea tivität seiner Kunst prägt das Museum, bis in die Socken. Der Kölner Stadtanzeiger (21.11.2019) schreibt: "Es liegt mitten im Wasser und sieht aus, als wäre es verunglückt und auf Land gelaufen." "Sehr Interessant" hat Alfred Biolek immer gesagt, wenn etwas nicht so gut war. 

Die Farbe der Kugeln wechselt, man kann sie bewegen, etwas darauf malen, und man hinterlässt seinen Abdruck, wenn man sich auf die Kugel legt
Die Farbe der Kugeln wechselt, man kann sie bewegen, etwas darauf malen, und man hinterlässt seinen Abdruck, wenn man sich auf die Kugel legt

Wir gehen in die aktuelle Ausstellung von: „Daan Roosegaarde – PRESENCE“. Schwierig zu beschreiben, was wir erleben. Als Künstler, dessen Objekte nur „Draußen“ anzusehen sind „erobert er mit seiner „Außenkunst“ den „Innenraum“ des Museums“ - „Der Besucher wird sich seiner eigenen Präsenz bewusst“, das stimmt. Durch unsere Bewegungen, - gehen-tasten-spielen-malen-schreiben, z. B. mit lumineszierendem Material, werden wir Teil seiner Installationen, gestalten sie neu. Eine Wahrnehmungserfahrung, die man selten erlebt, eindrucksvoll und wunderbar. Aber bitte bringt euren Spieltrieb mit. 

O-Ton Roosegaarde: „Die größte Herausforderung bei der Gestaltung meiner Objekte zu dieser Ausstellung bestand darin, die Technologie so zu beherrschen, dass die Poesie zum Vorschein kommt, also keine Ablenkung durch Kabel oder Dimmer.“ Er bringt es auf den Punkt.

Im zweiten Teil seiner Ausstellung sehen wir Videos seiner Kunstwerke, die überall (die Kunstwerke) in Holland zu finden sind. „Technologie und Kreativität“ ist sen Thema. Lichter, die durch die Bewegung der Vorbei-Gehenden aufleuchten und wieder erlöschen. Oder der Radweg, der aufleuchtet, wenn man darauf fährt. Er nennt ihn "Van Gogh Weg". Mit nur 40 Jahre hat er bereits viele Preise erhalten. Sein beeindruckendes Atelier steht in Rotterdam. „Zweiundzwanzig Betten“ heißt eine Installation von ihm, in Enschede zu bewundern. Aus 22 Bettspiralen hat er eine „Landschaft des Schlafens, Träumens und Liebens" geschaffen. Der Museumbesuch war klasse, wir kommen wieder.

Samstag, 21. September, es geht weiter über Assen und Meppel nach Harderwijk. Am 26. September machen wir fest im Stadthafen "Harderwijk".  Rein Schiff, Einkaufen und Vorbereiten, in 2 Tagen kommen Nils und Jessika an Bord, Jürgens Sohn mit seiner Lebensgefährtin. Er segelt gerne, vielleicht wird es ein echtes Hobby. Das Wetter ist bescheiden, Sonntag nur Regen. Wir spielen bis in die Nacht „DOC“ – den Letzten beißen die Hunde.“ Internet und Google hilft uns, ein gutes Restaurant zu finden, bingo. Im „Admiral“, 400 m an der Pier entlang, essen wir zu Abend, erfahren mehr voneinander und hatten ein fröhliches Wochenende. Am nächsten Tag starten die Beiden zu einem kurzen Segeltörn. Mal sehen, ob Jessica das Segeln entdeckt.