Leer/Ostfriesland - Weihnachten mit der Familie
Seit dem 9. Oktober sind wir in Leer, „Cityhafen“. Bereits im September hatte Cita einige Diskussionen mit dem Hafenmeister. Keine Chance, wir bekamen keinen Zuschlag, im Winter 20/21 in Leer zu bleiben, trotz „enteron Kläranlage“. Überwintern und Leben an Bord, die städtischen Auflagen der Stadt Leer erlauben es nicht. Wir spazieren durch die Altstadt Richtung Touristeninformation. Mit attraktiven Bildern und allen Infos zu den Leeraner Sehenswürdigkeiten bekommen wir ein beeindruckendes Portfolio über die Stadt Leer. Weitere Faltblätter beschreiben Ausflugsziele in die nähere Umgebung. Corona hält sich noch im Hintergrund, echte Probleme möchten wir uns nicht vorstellen.
Bis zum Winterlager in Emden nehmen wir uns Zeit, Leer zu entdecken und planen für die noch schönen Oktobertage Ausflüge. In der Altstadt ist die "Holländische Architektur" konsequent vertreten, ein Hauch von Harlingen. Die Häuser sind auch hier gepflegt, immer gibt es Platz genug für ein Blümchen.
Geschäfte und Cafe`s mit individuellem Charakter vermitteln die angekündigte ostfriesische Gemütlich- keit, und „Bünting Tee“ ist echt ostfriesisch.
Mit dem Besuch der Buchhandlung „Tatort Taraxacum" betreten wir eine Hochburg für Krimifreunde. Ein stattliches Angebot quer durch die Krimiwelt entdecken wir. Hier muss ich stöbern und bin beeindruckt. Gleich im nächsten Raum setzen wir uns in das "Cafe mit Weinstube". Gemütliches Ambiente. Verführerische Leckereien stehen auf der Speiskarte. Kuchen und Torten aus der eigenen Küche. Ein Reiz, dem Jürgen nicht widerstehen kann. Ich esse Hausfrauen-Matjes, dazu einen gut gekühlten Riesling, trocken und köstlich. Das Leeraner Rathaus, das Teemuseum, Schloss Evenburg oder das Leda-Sperrwerk, es gibt viel anzusehen. Mit dem Rad können wir die Leda rauffahren oder an der Ems entlang radeln. Alles scheint richtig zu sein.
Die Coronaproblematik verdichtet sich, Hotspots nehmen zu, nicht nur in Holland schließen die Häfen. Ein Anruf beim Hafenmeister in Emden haut uns fast vom Sockel. Köln ist zum Risikogebiet erklärt worden. Die Papagena ist in Köln zugelassen, „Köln“ steht auf unserem Schiff, wir dürfen Emden nicht anlaufen. Der Schock sitzt tief, aber nicht lange. Wir reden mit dem Hafenmeister über unser Problem: „Dann bleiben sie doch in Leer“, wir trauten unseren Ohren nicht, was für ein Glück. Das Leer keinen Winterliegeplatz anbietet, konnte er nicht nachvollziehen. Leer war von Anfang an unser Wunschort für die Wintersaison.
In der Hoffnung, dass sich die Situation nicht verschärft, buchen wir Kurse und Vorträge an der Volkshochschule. Darunter einen Mundharmonikakurs für Anfänger im Januar 2021. Alles ist abgesagt worden, Corona hat uns fest im Griff. Und, Mundharmonika spielen war eine Fehlentscheidung.
Ab ersten Advent leuchten unsere Lichterket- ten, mit denen Jürgen die Papagena geschmückt hat. Dezent, festlich und wunder- schön ist der Museumshafen, der Hafen und das historische Zentrum in Leer beleuchtet. Leeraner Mond und Stern stehen am Himmel. Die vier Fenster im Salon hat Cita weihnachtlich dekoriert.
Das erste Mal eröffnen wir in der Adventszeit unsere "Weihnachtsbäckerei". Wichtel, Engel, Sterne, Herzen, alles bekommt seine Form, wird bunt verziert und in Gebäcktüten verpackt. Und es duftet so gut, ein Glas von unserem Pfälzer Hauswein dazu. Fast wie Weihnachtsmarktstimmung bei uns in Worms, nur diesmal an Bord der Papagena. Lecker war das Gebäck, Lob-Lob-Lob. Getan - gesagt, alle Jahre wieder gibt es eine Weihnachtsbäckerei an Bord.
Die Familien-Freunde-Rundfahrt zum Jahresende streichen wir. Eine Woche Weihnachten bei Judiths Familie, das wünschen wir uns alle. Gewissenhaft kümmert sie sich um Quarantäne im familiären Umfeld, so gewinnen wir Vertrauen, die Familie zu besuchen.
Abreisetag ist Sonntag, 20. Dezember, große Freude. Corona engt unseren Bewegungsradius fast auf null ein, also auf die eigenen vier Wände. Aber alles ist gut, es gibt so viel zu spielen mit den Kindern. Lolas große Lust, zu erzählen und Michels Freude, kreativ neue Sachen auszuprobieren. Seine Phantasie mit Lola an der Seite ist Lebensfreude pur. Wir kochen (Omi und Opi) erstmalig Seite an Seite, mit vollem Erfolg. Judith schmückt mit gebastelten Sternen die Festtafel. Frank ist mittlerweile ein Medienspezialist. Es gibt Weihnachtsmusik für die Seele, Musik wie im Konzertsaal und feinfühlig abgestimmte Videoclips zum Dahinschmelzen.
Eine weihnachtliche Tradition, die uns Kitty vorstellt, setzt Lola um. Die Walnuss in jeder Ecke des Zimmers schützt und bringt Glück. Sie müssen über das Jahr liegen bleiben. Schuppen vom Karpfenfisch versprechen Reichtum. Kitty erzählt uns Anekdoten und Hintergründen zu den Ritualen.
Judith ist Deko-Expertin. Jedes Jahr ist der geschmückte Baum ein kleines Kunstwerk und immer wieder sind wir neu begeistert. Es gibt kleine Geschenke, Aufmerksamkeiten, wobei Judith mit ihren tollen Ideen stets große Überraschungen hervorzaubert. Mal genommen mit den Anwesenden sieht es immer wieder nach „vielzuvielzuviel“ aus. Michel, Lola und Liva verteilen die Geschenke, jedes wird einzeln ausgepackt, bestaunt, bis um Mitternacht schwelgen wir, freuen uns und sind glücklich.
An Tagen wie diesen …….. !