Rotterdam - Leidschendamm - Leiden
Amsterdam Stedelijk Museum
Schönes Reisewetter, Sonne, Wolken und nur 22° - 11. Juli, wir legen ab in Rotterdam und fahren bis Leidschendam. Der Anleger liegt mitten im Centrum. Noch ist der Himmel strahlend blau, für morgen ist Gewitter angesagt, wir bleiben 3 Tage.
Weiter geht es bis Leiden, eine historisch interessante Stadt. Nach der Schleuse fahren wir Bbd. In den Binnenhafen. Ein Plätzchen im Grünen. Jürgen säubert den Wassertank und wechselt die Filter. Wie es am besten geht und mit welchem Mittel, haben wir aus dem Boote Forum. Unsere Filteranlage hat sich bewährt, wir sind ganz happy. Das Wasser schmeckt gut, kein Wassertragen mehr.
Es ist erst 15.00 Uhr, wir gehen spazieren. Leiden ist die älteste Universitätsstadt, seit 1575, wir genießen das jugendliche Flair. Ein Beitrag der 25.000 Studenten, die hier leben. Die Sonnenplätze der Cafe`s sind besetzt, jedes noch so kleine Geschäft oder Bar hat Stuhl und Tisch draußen aufgestellt. Stand-up Paddler tummeln sich auf ihren farbigen Boards im Kanal. Der Italiener mit seiner reichen und so geschmackvoll angerichteten Auswahl macht Lust auf Eis. Aber, Attacke, es war das teuerste Eis unseres Lebens – 7,80 Euro für 4 Bällchen. Wir setzen uns an die Gracht und ärgern uns nicht.
17. Juli - auf nach Haarlem, Birthe und Luisa, Jürgens Familie, kommen ein verlängertes Wochenende an Bord. Zur Vorfreude gehört die Suche nach einem schönen Hafen und der Großeinkauf für die Zeit zwischendurch. Freunde berichteten von Haarlem, es sei die schönste Stadt der Niederlande. Aber, die Holländer haben Ferien, die Stadt ist mit Menschen überfüllt, kein Liegeplatz ist frei und so viele Autos. Der erste Eindruck, eine lebendige und schöne Stadt, aber bitte nicht, wenn die Holländer Ferien haben.
Im gut sortierten Albert Heijn (AH) erledigen wir unsere Einkäufe und fahren den Noordzee Kanaal rauf bis zum Hafen „Nauerna“. Der zweite Schock. Der große Hafen liegt im Industriegebiet, hauptsächlich als „Parkplatz“ für Segler genutzt, mit Blick auf einen Berg leerer Ölfässer. Also fahren wir die letzten km bis Amsterdam, in den Hafen „WSV-Aeolus“ – Aeolus ist der Gott des Windes. Für eine Schiffslänge von 15 Metern sind Liegeplätze rar. Wir bekommen den letzten und einen guten Platz, reserviert wird grundsätzlich nicht.
Um 21.00 Uhr kommen die Mädels angereist, aus der fernen Pfalz, happy und müde. Wir freuen uns, verwöhnen die Beiden mit gutem Essen und Getränken nach Wahl. Es gibt so viel zu erzählen, wie schön, mit den „Kindern“ die Zeit zu verbringen.
Amsterdam ist bei jedem Wetter sehenswert, schlechtes Wetter – wir lassen den Regen an uns abperlen. Ein trockenes Plätzchen ist immer in Sicht. Die Amsterdamer sind in ihrem teils originellen Outfit ein buntes Volk. Es ist Semesterbeginn, erzählt uns eine der Mädels. In Weiß gekleidet sind Gruppen von Studentinnen und Studenten unterwegs, rennen, singen und tanzen. Mit bengalischen Feuerchen laufen sie durch die Straßen. Die Männer jagen die Mädels und umgekehrt, nur Kockelores im Sinn, eine tolle Stimmung.
Sonntag, die Sonne hat den Regen vertrieben, die Mädels entscheiden sich für eine Grachtenrund -fahrt in einem offenen Boot, eine gute Idee. Das Publikum mit seinen vielen Fragen und die temperamentvolle Frau am Ruder, wir waren ein gutes Team. Ich glaube, durch die Grachten fährt sie auch im Schlaf. Kuriositäten von Amsterdam, von denen sie uns erzählt, sind Geschichten über Armut oder Storys von Winkeladvokaten, die die Behörden ausgetrickst haben. Es macht Spaß, ihr zu zuhören. Auch die Historie von Amsterdam vermittelt sie kompakt, in kleinen Häppchen. Ein Vergnügen, das in Erinnerung bleibt.
Der Museumplein ist wegen der Architektur der einzelnen Häuser ein kultureller Glanzpunkt in Amsterdam. Vier Museen liegen auf der Mall, jedes für sich ein Star, dem können wir uns nicht entziehen. „Rijksmuseum“, „Vincent Van Gogh“ Museum und das „Moco Museum“ schauen wir uns beim nächsten Amsterdam Besuch an.
Mit der Metro fahren wir Richtung Rijksmuseum. Das Gelände der Museumslandschaft ist parkähnlich angelegt, viele Kultur- freudige sind unterwegs. Die Atmosphäre erinnert mich an einen musikalischen „FlashMob“, wir fühlen uns berührt von etwas Besonderem. Das „Stedelijke Museum“ ist nach einem Umbau 2012 wiedereröffnet worden. Der Leitfaden des Museums: Design und Moderne / Zeitgenössische Kunst. Wir entscheiden uns für „Maria Lassnig“ (1919 – 2014) „Ways of Being“. „Wege des Seins“, das macht uns neugierig.
Auf der Akademie für bildende Künste in Wien kam Maria Lassnig direkt in die Meisterklasse, wurde aber schon nach 2 Jahren quasi rausgeworfen. Ihr Professor bewertete ihre Bilder als „entartet“.
Ihre Bilder wirken tatsächlich eher abstoßend und schwer verständlich. Nach einer schmerzlichen Kindheit malt hier eine kranke, zerrissene Seele, so empfinden wir ihre Bilder. Ihren Malstil nennt sie „Körpergefühlsmalerei“ „Ways of Being“. Die Bildkraft ihrer Kunst, in kräftigen Farben gemalt, ist Ausdruck ihrer düsteren Erfahrungen im Elternhaus, und sicher auch in ihrem Leben. – "Grenzen in ihren Bildern zwischen Innen und Außen scheinen sich aufzulösen.“ - schreibt die Presse.
Ihr Kurzfilm „Kantate“ ist bemerkenswert. Wir verstehen jetzt besser ihre Bilder. Vorher empfanden wir die Bilder eher als krank. In einem gleichförmigen Gesang erzählt sie ihre Biographie mit dem Refrain, „Es ist die Kunst jaja, die macht mich immer jünger, sie macht den Geist erst hungrig und dann satt.“ Mit unglaublicher Ausdruckskraft und starkem Intellekt hat die Künstlerin ihre leidvollen Erlebnisse im Elternhaus, aber auch in ihrem Leben, verarbeitet. Und ich bin froh, dass wir nicht nach den ersten Verwirrungen über ihre Bilder die Ausstellung verlassen haben. Vermittelt wurde uns ihre Kunst durch: die guten Texte zur Ausstellung – den Audio Guide und die Zeit, die wir uns genommen haben.