Leeuwarden - Oosterdiep - Ter Apel Kanaal - Haren-Rütenbrock Kanal - Leer Ostfriesland
Am 20. September sind wir zurück in Leeuwarden. Keine Termine mehr. Wir haben Zeit und freuen uns auf eine abwechslungsreiche Tour rüber nach Deutschland. Von Leeuwarden aus wollen wir über Groningen, Ter Apel und weiter auf dem Haren-Rütenbrock Kanal fahren, mit der Einfahrt in die Ems, 138 km liegen vor uns. 21. September, Leinen los. Leeuwarden bis Groningen heißt Strecke machen, ist Pflicht, ist wie auf der Autobahn fahren. Viele Berufsschiffe nutzen den Kanal Richtung Delfzijl am Dollart, der Ausgangspunkt, um die Nordsee zu erreichen.
Exkurs: Der Ursprung der „Winschoterdiep“, die wir ab Groningen fahren, ist ein Entwässerungskanal aus dem 17. Jh. Was viele nicht wissen, die Windmühlen in Holland sind überwiegend zur Entwässerung der Niederlande genutzt worden. Der Geograph Johannes Hofmeister spricht bei der Entstehung der Nieder- lande vom „Handgemachten Land“. Große Pump- werke haben Mitte des 19. Jahrhunderts die Arbeit der Mühlen übernommen. Vom Pumpwerk
„De Cruquius“ ist das Haarlemmermeer völlig trockengelegt worden. Das Wasser hatte fast schon die Stadtgrenze von Amsterdam erreicht. Der Flug- hafen „Schiphol“ wurde auf diesem ehemaligen und trocken gelegten Binnensee errichtet. Verständlich, dass Hofmeister vom „Handgemachten Land“ spricht. Neunzehn Mühlen von „Kinderdijk“ bei Rotterdam stehen aufgereiht am Ufer, sogenannte Poldertreppen, sie pumpten in alten Zeiten das Wasser aus den Poldern. Heute erinnern sie an die unglaubliche Leistung der Niederlande, Kulturlandschaften entstehen zu lassen. Mit dem Stempel, „Weltkulturerbe“ sind die Kinderdijkschen ein Touristenmagnet geworden.
Kurz hinter Zuidbroek biegen wir Stbd. in den „Wildervanckkanaal“ ein und fahren 42 km bis "Veendamm". Das Städtchen ist eine kleine Sehenswürdigkeit, wir fahren weiter, schade. Ab Veendamm, 23. September, geht die Fahrt auf der 45 km langen Oosterdiep weiter, aber im Konvoi und bitte vorher anmelden. Die kurze Strecke präsentiert 32 bewegliche Brücken. Um die zu bedienen, begleitet uns ein bestens organisiertes Team von „Brückenmännern“. In ihren Warnwesten fahren sie mit Motorroller oder dem Rad von Brücke zu Brücke, die ziemlich eng beieinander liegen. Handverlesen gleiten wir durch den Kanal. Wie am Schnürchen öffnen sich die Brücken, ohne Pausen können wir passieren. Aber nur, weil unser Konvoi aus einem Schiff, nämlich unserer Papagena, besteht. Fahren mehrere Schiffe hintereinander, kann der Konvoi stocken. Anleger gibt es nicht, improvisieren ist angesagt. Während der Ferienzeit gibt es hier Action pur. Komplikationen geben der Tour eine besondere Note, erzählen die Brückenmänner.
Typisch holländische Häuser, gepflegte Gärten begleiten uns. Ein großer Mann liegt auf der Wiese, sein Hund schnuppert am Ufer. Aber nicht in echt, sie sind aus Holz gearbeitet. Der Tourismus hat hier seine Spuren hinterlassen. Schöne und gepflegte Wohnanlagen, Gärten bis runter an das Ufer. Sehen und gesehen werden, das gilt nicht nur für die Fashion Week in Berlin.
Am 23. September geht es weiter auf dem "Stadskanaal". Nach der 1. Schleuse legen wir einen kurzen Stopp ein. Etwas mit der Schraube oder dem Ruder scheint nicht in Ordnung zu sein. Die Wassertiefe soll 1.20 m betragen. Offensichtlich ist der Wasserstand geringer, also gleiten wir nicht nur, wir rutschen durch die Kanäle.
Auch hier sind die Brückenmänner immer vor Ort. Fahren wir in den nächsten Kanal, wechselt die Mannschaft. Der Stadskanaal geht über in den "Musselkanaal" und weiter in den "Ter Apelkanaal". Nach der Bruig Nr. 11 machen wir fest und bleiben eine Nacht. Bei inspectio der Schraube stellt Jürgen fest, es ist tatsächlich die geringe Tiefe, die das Schiff nicht mag, Schraube o.B. Ruder o.B.
Freitag, 25. September, die morgendlichen Abfahrtszeiten geben die Brückenmänner an. Auf die Minute genau legen wir ab und werden bei der ersten Brücke bereits erwartet.
Um 11.30, 25. September, erreichen wir den "Haren Rütenbrock Kanal". Angemeldet haben wir uns bei der entsprechenden Stelle in Meppen. Jetzt funktioniert die Bedienung der Brücken automatisch. Alle Schleusen und Brücken werden von Schleuse 1 aus ferngesteuert. Die Sprechanlagen an den nächsten Schleusen und Brücken ermöglichen den Kontakt mit der ersten Schleuse, es klappt wunderbar. Wir fahren durch eine Allee, stattliche Bäume aneinander gereiht, idyllisch schön. Ganz wichtig, die Öffnungszeiten des Kanals sind eingeschränkt. Die Einfahrt ist bis einige Stunden vor Ende der Betriebszeit möglich. Es gibt keine Anlege- oder Rastplätze unterwegs. Man braucht also genügend Zeit, um nach Einfahrt in den Kanal noch am gleichen Tag Haren auf der deutschen Seite zu erreichen. Vor fast 3 Jahren waren wir mit der Papagena zuletzt in Deutschland. Um 15.00 Uhr machen wir fest am Aldi Steg in Haren, kaufen das Nötigste ein und weiter geht es zum "Yachthafen Haren"
Ab 30. September fahren wir noch einige Kilometer die Ems rauf. Lingen – Ems-Hase – Meppen – Lathen. In Wirklichkeit möchten wir lieber unser Winterlager ansteuern. Der Hafenmeister in Weener weiß Bescheid, das wir nicht kommen. Backboard liegt das schöne Städtchen Leer. 9. Oktober wir legen an im City-Hafen. Tolles Oktoberwetter. Über Internet und Karte hatten wir uns bereits in das Städtchen Leer verliebt. Den ganzen Oktober können wir hier bleiben, Emden reserviert unseren Platz erst ab 1. November. Der Eindruck von Leer, Daumen hoch. Unser erster Wunsch für die Wintersaison war Leer. Aber: „Geht nicht“, meinte der Hafenmeister, Leer nimmt keine Wintergäste auf.