Leer/Ostfriesland - Bremen (Weser) - Minden (Mittellandkanal) - Dömitz (Elbe)
Vom 9. Oktober bis zum 10. Juni 2020/21 war Leer unser Winterliegeplatz. Nach 9 Monate hatten wir eigentlich einen Anspruch auf den Titel: „Leeraner Bürger“ 😉
"Lockdown auf der Papagena". Von dem kleinen Bewegungsradius (Vorschiff-Heck und zurück), der uns „bewilligt“ wurde, gibt es wenig zu berichten. Das Ende der Einschränkungen war abzusehen, und so hatten wir eine gemütliche und ruhige Zeit, meistens an Bord.
Dann endlich, Freitag, 11. Juni um 9.40 Uhr starten wir in Leer mit unserer Papagena, ein echt gutes Gefühl. Von Leer aus über die Ems in den Küstenkanal Richtung Osten bis zur Hunte und bei Elsflet rechts ab in die Weser. Schon um 14.30 Uhr legen wir in der Marina Bremen an, ein Katzensprung von der City entfernt. Für einen ersten Eindruck reichen uns ein paar Stunden, Bremen, wir kommen wieder. Die Stadt hat Charme, meist glückliche Menschen scheinen hier unterwegs zu sein.
Der nächste Hafen nach Bremen ist „Verden“. Ein minikleiner Puppenstuben-Yachthafen, eingebettet in eine gepflegt-verwilderte Grünanlage. Das Angebot des Hafenmeisters, unter der dicken Eiche zusammen ein Bierchen zu trinken, entwickelt sich zu einem vergnüglichen Abend. Wir sitzen im Grünen, zu Acht an der Biertischgarnitur, die Chemie hat einfach gestimmt.
Die Vorboten des Sommers begleiten unsere Weiterfahrt auf der Weser. Blauer Himmel, ein wunderschönes Wolkenband, wenig Wind, der Sound des Bugwassers (wenn ich vorne am Bug stehe) und unsere Vorfreude auf die Müritzer Seenplatte, so fühlt sich reisen an. Noch 150 km bis Minden.
Am Wasserstraßenkreuz Minden wird der Mittellandkanal in fast 400 Meter langen Trogbrücken über die Weser geführt. Immer ein Erlebnis, zu sehen, wie der Wasserbau in Deutschland über Brücken und Kanäle Verbindungen quer durchs Land geschaffen hat. Ein imposantes Industriedenkmal ist die „Schachtschleuse“ von 1916, die leider 2022 endgültig geschlossen wird. Für die Mindener immer noch eine technische Attraktion. Den Schleusenbetrieb übernimmt dann ausschließlich die neue Weserschleuse. Minden ist ein hübscher Hafen mit allem Komfort, Restaurant und ordentlichem Essen. Coronabedingt war es schwer, einen Liegeplatz zu bekommen. Wir bleiben länger, da Cita für ein paar Tage zu ihrem Bruder Wulf fährt, 80 Jahre alt und ziemlich fit.
Von "Idensen am MLK" ist das Steinhuder Meer nur 10 km entfernt. Wir starten am 2. Juli und legen schon um 16.30 Uhr in Idensen an. Es zeigt sich mal wieder, die telefonische Anmeldung im nächsten Hafen ist Bedingung. Unsere 2. Impfung war noch nicht „rechtskräftig“, das heißt, bitte einen aktuellen Test vorlegen. Um 8.00 Uhr in der Früh radeln wir durch ganz Minden zum nächsten Testzentrum und bekommen die „Eintrittskarte“ für den Hafen Idensen. Es war schon spät abends, als der Hafenmeister Ungeimpften keinen Liegeplatz gewährte.
Ein herrlicher Tag für eine Radtour zum Steinhuder Meer. In unserer Minikühltasche „Be Cool“ ist das leibliche Wohl verstaut, los geht`s.
„Die weißen Berge werden grün“, so heißt es auf der Schautafel. Rechts vom Fahrradweg sind riesige Halden aus den Rückständen des früheren Kaliabbaus aufgeschüttet. Seit 2009 werden diese künstlichen Berge begrünt. Für die Umwelt, natürlich. Neue Lebensräume für eine artenreiche Flora und Fauna sind entstanden, toll.
Wir nähern uns dem Ziel. Mal sehen, ob die Freude über das viel gelobte Steinhuder Meer auf uns rüber schwappt? Familien mit Kindern sind unterwegs, aber die meisten im Städtchen und in Restaurants. Essen-schnabulieren-genießen-tafeln-dinieren- was das Herz begehrt. Einladende Restaurants, passend für jeden Geldbeutel schmücken die Innenstadt. Wir parken unsere Räder und lassen uns erstmal treiben. Wenn es gute Flohmärkte gibt, im kleinen Park an der Kirche finden wir einen davon. Cita entdeckt und kauft sich ein silbernes Medaillon, das man öffnen kann. Sie legt etwas hinein, aber was, verrät sie nicht. "Sonst verliert es seinen Zauber". Jetzt ziert es Ihren Hals
Segler tummeln sich auf dem Meer. O weh, die mittlere Tiefe des Sees von nur 1,4 Metern ist eher passend für Plattbodenschiffe. Für eine Fahrt mit dem Rad um den See herum, 24 km, sind wir zu spät angekommen, schade. Eine Anwohnerin zeigt uns einen Weg, der uns zu einem einsamen, idyllisch schönen Plätzchen direkt am See führt, baden erlaubt. Und dann erzählen uns Menschen, dass die gegenüberliegende Seite des Meeres viel schöner ist, „Schönes Leben noch“.
Ein zweiter Trip nach Steinhude ist nicht geplant. Der Wechsel der Wasserstände auf der Elbe ist krass. Wir sorgen uns, dass der Wasserstand zu niedrig ist und wir bei Dömitz nicht in die Elde-Müritz-Wasserstraße einbiegen können, unser erstes, großes Ziel. Regnet es viel im Raum Dresden, steigt der Pegel, und wir können Dömitz passieren. 200 km liegen noch vor uns, das Bangen hat uns weiterhin im Griff. Wir wollten Magdeburg ansteuern, keine Chance. „Wenn sie jetzt in unseren Stadthafen kommen, bleiben sie erstmal hier liegen“: O-Ton Hafenmeisterin/Magdeburg.
Für die Elbüberquerung bei Magdeburg müssen wir uns an der "Schleuse Hohenwarthe" anmelden. Vorsicht, Einbahnstraße, es darf kein Schiff entgegenkommen. Ein Wasserwanderer mit seinem kleinen Motorschiff meinte, nö, mache ich nicht. Trotz lautstarkem und ausgiebigen Anschiss über den UKW-Kanal ließ uns die Schleusen- wärterin 2 Stunden warten, bis wir in die Schleuse einlaufen durften. Der Typ fand das lustig, Grummel-Grummel. Mit Beginn des 2. Weltkriegs ist der Bau der Elbüberquerung eingestellt worden. Für die DDR war der Arbeitskräfte- und Materialaufwand zu hoch. Bis zum Neubau der Elbüberführung vergingen weitere 60 Jahre. 2007 knallte dann der Champagnerkorken, der Neubau "Wasserstraßenkreuz Mittellandkanal/Elbe" wurde eingeweiht.
Es gibt auf der Elbe keine Schleusen. Wir sind abhängig vom Wasserstand und müssen schön brav in der Fahrrinne fahren, und die ist nicht breit, also schön auf Linie fahren. Landzeichen führen uns durch die Fahrrinne. Steuerbord - Backbord - Steuerbord - immer im Wechsel, schön aufpassen. Ich hätte mich nicht getraut, richtungsweisende Bojen sind für mich angenehmer.
Schon um 9.45 Uhr legen wir zum tanken in Arneburg an. Auf der Müritz ist Hochsaison, dann schießen die Dieselpreise in die Höhe, 1,54 Euro in Arneburg, 1,92 Euro im Müritzbecken.
"Arneburg" – grüne Stadt am Strom. Eine Kleinstadt mit entzückenden, historischen Häuschen, hoch oben, direkt an der Elbe, eine kleine Naturidylle.
Die "Burgschänke" ist Erinnerung an die einst mächtige Reichsburg aus dem 10. Jahrhundert. Die Sicherung der Reichsgrenze sollte hier gewährleistet werden.
Der Blick von hier oben bietet eine wunderschöne Aussicht ins Elbtal. Wir speisen vorzüglich, genießen die Aussicht und freuen uns. Noch ein Tag und wir haben Dömitz passiert. Der Pegel machts möglich.