Paris/Port Arsenal - Tunnel Mauvages - Toul - Nancy

21. Mai – 5. Juni 2018

Die wenigen und ereignisreichen Tage in Paris sind Vergangenheit. Mit Vorfreude auf das Hochzeitsfest meiner Tochter starten wir bei herrlichem Wetter am Montag dem 21. Mai 2018 vom Stadthafen in Paris Richtung Worms. Im südlichen Teil der Stadt markiert das "Chinagora-Hotel" die Einfahrt von der Seine in die „Marne“. Schon nach 4 km passieren wir den 600 m langen Tunnel „Saint Maur“

Vor uns taucht eine wildromantische Landschaft auf. Beide Uferseiten sind übersät mit blühendem Holunder, der liebliche Duft ist überwältigend und bei den Alltagsgeräuschen hat offensichtlich jemand den „Off-Knopf“ gedrückt, keine Menschenseele  in Hörweite und bitte kein Gegenverkehr, so schmal ist das Flussbett. 

Die geringe Höhe der nächsten Brücke hatten wir glatt übersehen, der Radarbügel musste flugs geklappt werden. Während Cita uns am Ufergebüsch fest hält, legt Jürgen mit einem Griff den Bügel auf das Achterdeck. Die neuen Gasdruckfedern machen es möglich.

Schleuse "Chalifert", das Schleusentor klemmt.
Schleuse "Chalifert", das Schleusentor klemmt.

Am nächsten Tag liegen wir in der Schleuse „Chalifert“ – zu Hilfe, das Schleusentor bleibt auf halber Strecke stehen, es gibt kein vor und zurück. Der Techniker war schnell informiert, aber wann kommt er??  Bei Sprachbarrieren ist die Lieblingsantwort der Franzosen,  „leichtes Anheben der Schultern“. Eine Nacht in der Schleuse, nie und nimmer. Nach einiger Zeit hilflosen Wartens vermittelt Jürgen dem Schleusenwärter mit reichlicher Gestik,  er möchte das Tor mal mit dem An-Aus-An-Knopf bedienen, vielleicht klemmt das Tor. Und siehe da, es funktionierte.

Und ja, großes Kompliment an die Schleusenwärter. Auf der Fahrt durch Frankreich war das Personal,  der Service, allzeit sorgsam/perfekt. Und - hier wurde auch gestreikt, das heißt, eine Nacht vor der Schleuse Meaux im Kanal fest machen und warten. An dem Abend ist der Gesang der Vögel im Konzert mit der „Stille“ der Natur Balsam für die Seele, dazu ein Glas Wein, es haben immer noch unseren Lieblingswein vom "Weingut Krause" aus Flörsheim/Dalsheim / Pfalz (für besondere Gelegenheiten).

Die Schleusen sind automatisch geschaltet. Per Knopfdruck auf der Fernbedienung öffnen und schließen sie sich, die digitale Welt macht`s möglich.  In einigen Schleusenhäuschen wohnen heute Individualisten, ihr neues Zuhause. Mit viel Phantasie und der Entscheidung, Naturidylle als Lebensraum zu wählen, leben die  Menschen hier in ihren liebevoll gestalteten Häuschen. Anbei Terasse, kleine Gärten, kitschig schöne Zwerge und CoKg.

Am Rande der reizvollen, verschlafenen Ortschaften sind Liegeplätze eingerichtet worden, oder Sie suchen sich in „unberührter Natur“ einen Anleger, die auch ausgewiesen sind. Nicht alle bieten Wasser und Strom, ein Bleiberecht für 1-3 Nächte ist gestattet und oft wird keine Gebühr erhoben. Trotz Hauptsaison sind nur wenige Schiffe unterwegs, wir genießen die Abgeschiedenheit. Das Ufer ist teils zugewachsen bis rauf in den Himmel und dann wieder weite Wiesen, Rinder, Schafe und freche Ziegen, die sich bis auf die Schleusenmauern trauen und mit uns rum meckern.   

Inkognito
Inkognito

"Château-Thierry",  von Paris kommend findet man das Städtchen bei km 127,9, am westlichen Rand der Champagne. Hier ist 1621 Jean de La Fontaine geboren, bekannt und berühmt geworden durch seine Fabeln, die den Schulkindern noch heute bekannt  sind.  Das Gedenken an ihn, eingebunden in ein jährliches Festival zu seinen Ehren, prägt den Charme der Stadt. Es ist Markt, wir lassen uns treiben. Jürgens neue Errungenschaft, ein Strohhut, Chapeau mein Herr.

Die kleine Markthalle bietet eine bunte Landschaft von Selbstgemachtem und Lebensmitteln aus der Region. Eine Bäuerin hat köstliche Marmeladen in ihrem Angebot. Das feine Angebot an Fisch und Gemüse macht einfach Lust auf Kochen.  

Vor dem Centre Ville steht ein Schild: „Moosbach / Odenwald“ 510 km, einen kurzen Augenblick ist die Heimat präsent.

In der Champagne, am rechten Ufer der Marne, liegt der kleine Ort „Reuil“.  Hier lebt und liebt man Champagner, sein Geruch ist allgegenwärtig und das Wort „Wein“ fällt hier in die Kategorie – Gotteslästerung.  

Mit unseren dänischen Freunden, die mit ihren Kindern auf dem Segelboot unterwegs sind, lassen wir es uns gut gehen, genießen das edle Getränk. Ein kleines Highlight, samt Kellerbesichtigung . Ein Automat dreht hier mittlerweile die Champagnerflaschen. Ob Mutter Tradition damit einverstanden ist?

Mit nur 11 Schleusen verbindet der „Canal lateral a la Marne“ die Marne mit dem „Canal de la Marne au Rhin“. „Vitry-le-Francois“ liegt am Einlauf in den Rhein-Marne-Kanal.  Genau an der Abzweigung gibt es eine kleine Werft, wo endlich das Bugstrahlruder repariert wird. Einen ganzen Tag arbeiten die Jungs. Der Propeller hat eine Unwucht, ein Neuer ist so kurzfristig nicht zu besorgen. Das waren echte Schrauber, gute Arbeit, guter Preis. 

Freitag, der erste Juni,  Jürgen hat Geburtstag. Wie schön, dass Du geboren bist. Wir legen schon um 16.35 Uhr in „Pargny-sur-Saulx“ an. Direkt am Hafen gibt es ein kleines Restaurant, vom Internet empfohlen ;-)) Cita`s Idee. Was auf den Tisch kommt, ist aus der Region, frisch und lecker  zubereitet. Aber vorher mussten wir den Regen abwarten. Regen? Es hat sintflutartig geschüttet, ein Landgang war momentan undenkbar. Und bis wir realisiert hatten, das in der Achterkajüte die Fenster noch geöffnet sind, waren die Regale schon Wasser unter.

Unser kleines Geburtstagsfest hat allerdings  keinen Schaden davon getragen. Das Essen war extraklasse. 

Ohne Worte
Ohne Worte

Der westliche Teil des Rhein-Marne-Kanals bis Nancy, landschaftlich reizvoll, doch die Verschlickung des Kanals war eine Katastrophe. Es reichte nicht aus, einmal am Tag den Kühlwasserfilter zu reinigen. Die Einfahrt in den Hafen von „Fains-Véel“ wirkte wie eine geschlossene Rasenfläche, so zugewachsen war das Hafenbecken. Wir mussten durch diese grüne Suppe, die Schleusen waren bereits geschlossen, einen andere Möglichkeit gab es nicht und bei Dunkelheit heißt es, Leinen über.

Die Begrüßung der Schaulustigen im Hafen: „Hier kommet ihr nicht wieder raus“, klang nicht 

nach: „Horch was kommt von draußen rein“.  Alles kluge  Reisende mit ihren Wohnmobilen. Am nächsten Morgen haben wir uns mit Herzklopfen schrittweise aus dem Hafenbecken gearbeitet, bei verstopftem Filter und Claqueuren  an der Pier. Und Tschüss. Erst in der nächsten Schleuse konnte Jürgen den Filter säubern.

Bei Rot - Fernbedienung entsprechend einsetzen - diese unkomplizierte Vorgehensweise für die Passage der Schleusen schenkt uns auch Muße, die Fahrt durch das schöne Stück Natur zu genießen
Bei Rot - Fernbedienung entsprechend einsetzen - diese unkomplizierte Vorgehensweise für die Passage der Schleusen schenkt uns auch Muße, die Fahrt durch das schöne Stück Natur zu genießen

Bis „Nancy“  waren die Schleusen voll automa-tisiert, mit der Fernbedienung wurden die Ein- und Ausfahrten reguliert, perfekt.  Das Heckstrahlruder war defekt, die Schleusen waren nur 520 cm breit, unser Schiff 450 cm, ohne Fender. 97 Schleusen lagen vor uns, 22 Schleusen am Tag war der Spitzenwert, ein Handgeklapper für die Crew.

Es war eine erlebnisreiche Fahrt. Mit einem sensiblen Händchen hat Jürgen die Papapgena ohne  Heckstrahlruder manövriert, er ist ein Held, und….. wir sind ein perfektes Team beim Schleusen geworden. Anstrengend und schön, aber abends waren wir echt groggy. Gab es ein Restaurant in der Nähe der Anlegestelle, sind wir essen gegangen und dann ab in die Koje.

Zur ersten Scheitelhaltung  (ab diesem Punkt geht es den Berg runter, die Schleusen leeren sich talwärts)  gehört der „Tunnel von Mauvages“, 4877 m lang, 60 km vor Nancy. Hier sollen wir getreidelt werden. Ein Arbeitsschiff zieht uns an einer 25 m langen Leine durch den Tunnel,  Berufsschifffahrt hat Vorfahrt, kleine Boote bitte zum Schluss. Nicht so am 5. Juni, Berufsschiffer fahren hier nicht mehr, mit eigener Kraft müssen wir den Tunnel passieren. Der Tunnelwärter fährt mit seinem Rad auf gleicher Höhe neben uns her, zur Sicherheit. HaHaHo - der Tunnel ist nicht belüftet.  

Die Beleuchtung war teilweise ausgefallen, die Fahrrinne streckenweise nicht zu erkennen,  Dunkelheit um uns herum, rechts und links nur ein Meter Spiel. Mit Jürgen am Ruder und  Cita als Lotse und dem hellen Punkt am Ende des Tunnels, der Tageslicht versprach, haben wir es geschafft, die nie enden wollenden fünf Kilometer zu durchfahren Eine Stunde und zwanzig Minuten waren wir unterwegs.

Mit einem guten Manöver und hohem Adrenalinspiegel haben wir die Engstelle passiert, und das ohne Heckstrahlruder oder Macken an der Scheuerleiste.

Letztendlich sind diese Herausforderungen das Salz in der Suppe auf unseren Reisen.

Der Hafen „Toul“, am Beginn der kanalisierten Mosel, bot das gleiche Bild wie in Fains-Véel, Grünpflanzen bis an die Wasseroberfläche. „Morgen wird das Becken gereinigt,“ so der Hafenmeister?

Unser Glück, oder Seins !!! Jedenfalls haben wir ab Nancy keine weiteren Gebühren für die Nutzung des Kanals bezahlt.  Und ja, bis Strasbourgh waren die Kanäle gepflegt, na klar, hier waren die Chartertouristen unterwegs.