Nancy

"Place Stanislas" oder "Place Royal"
"Place Stanislas" oder "Place Royal"

Am 7. Juni legen wir im Stadthafen Nancy an. Der aller-aller-letzte Platz, so der Hafenmeis-ter. Ideal gelegen, nur wenige Meter, und wir sind im Zentrum. Beim Abendspaziergang begegnet uns Jugendstilpanorama auf Schritt und Tritt, ein erster Eindruck von der Goldenen Stadt Nancy ist so schön, wir freuen uns, hier zu sein. Gäste aus dem gesamteuropäischen Raum sind unterwegs. Es ist diese bunte Vielfalt, die uns überall begegnet, die unsere Reisen überhaupt auszeichnen. Nach dem Schleusen-Marathon ist Nancy ein Ort, um für ein paar Tage Ruhe zu tanken. Dazu Sonne, unsere gute Stimmung ist nicht zu toppen.

Mittagstisch in Nancy
Mittagstisch in Nancy

Die Vorräte an Bord sind gleich Null. Wir kümmern uns erstmal um das leibliche Wohl und füllen die Speicher mit Lebensmitteln. Aber, hungrig darf man in Frankreich nicht einkaufen gehen. In den Auslagen werden Fertiggerichte und Spezereien so appetitlich und verführerisch angeboten, das wir uns augenblicklich nach einem Restaurant umschauen.

Welch ein Vergnügen, eine Einkehr zu finden, wo sich  Einheimische zum gemeinsamen Mittagsessen treffen. Mit viel Glück findet sich ein freier Platz,  wir hatten Glück, Essen und der passende Wein dazu, vorzüglich. 

Im 20. Jahrhundert erreichte Nancy als Jugendstilstadt Weltruf. Emile Gallê, ein bedeutender Kunsthandwerker seiner Zeit, gründete 1901 die „Ecole de Nancy“ (Schule von Nancy). Seine Idee, die Zusammenarbeit zwischen Gewerbe (Kunstindustrie) und Künstlern, hat Nancy in eine neue Epoche geführt. Um die Stadt und das tägliche Leben nach seinen Ideen zu gestalten, nahmen die Künstler aus dieser Begegnung ihre Inspirationen.  Stilistische Vorlagen für ihre Arbeiten fanden sie in den Formen der belebten Natur. Disteln, Libellen und Ginkgo waren das Charakteristikum. Ihre Werke begegnen uns in der Architektur, Glasmalerei, Keramik, den Möbeln und in den prächtigen Kunstschmiedearbeiten.

Die Distel gehört als Zeichen des Wiederstands zum Wappen von Nancy, „Wer sich daran reibt, sticht sich daran“

Mit schöpferischen Ideen die Stadt, und so das Leben in Nancy neu zu gestalten, das ist gelungen, das erleben wir, die Goldene Stadt, eine Metropole des Jugendstils.

Die Umgestaltung vom Bahnhofsviertel und Meurthe-Ufer hat ein Städtebau- und Landschaftsarchitekt 1990 übernommen. Beachtlich, mit welcher Konsequenz und Kompetenz Stadterneuerung umgesetzt werden kann. Es entstanden u.a. Hochschulen, Elitehochschulen,  ein Kongress- und Musikzentrum. 45.000 Studenten bereichern Nancy, die Hälfte der Studierenden lebt in der Stadt.

Wie hoch hier die Mietkosten sind, keine Ahnung.

Wussten Sie, das Nancy  auf dem Ersten Platz der Hitliste für „Lebensqualität in der Stadt“ steht.

Man schenkte dem entthronten Polenkönig Stanislaus das Herzogtum Lothringen. Doch mit 60 Jahren wollte er noch nicht sterben, so sagt man. Bis zu seinem 89. Lebensjahr hat er seine Zeit und seine königliche Rente in die Baukunst investiert. Nancy wurde zu einem Glanzstück in Lothringen. Sein Stempel, die Freude an Kunst und Architektur, hat Nancy geprägt. Jugendstil, Charme und Eleganz sind die vordergründigen Charakteristika.

Das Herzstück seiner Baulust ist der „Place Stanislas“ (oder „Place Royale“), den er zu Ehren des französischen Königs Ludwig XV. hat bauen lassen. Einer der schönsten Plätze Europas.

Wunderschöne, goldverzierte Kunstschmiedearbeiten umrahmen den Platz. Das "Museum der Schönen Künste", "Opernhaus" und das "Centre Ville" sind in den prächtigen Gebäuden untergebracht.  Ein herrlicher Anblick, Harmonie und Daseinsfreude erfüllen uns. Hier hat ausnahmslos architektonische Schönheit Modell gestanden. Weltkulturerbe, na klar.

Madame de Boufflers
Madame de Boufflers

Stanislaus hatte eine weitere Leidenschaft, schöne Frauen. "Madame de Boufflers", die Perle an seinem Hof, eine Schönheit. Sie besaß alle Vorzüge, die man sich vorstellen kann, mit Ausnahme der Keuschheit. Als sie zur Ruhe getragen wurde, wünschte sie folgende Grabinschrift: „Hier ruht in tiefem Frieden – eine Dame von wollüstigem Ruf – die sich aus Sicherheitsgründen – das Paradies schon auf Erden schuf.“

Stimmungsvolle Innenanschicht der Basilika
Stimmungsvolle Innenanschicht der Basilika

Die Basilika „Sankt-Epvre“, königlich-schön, ist ein barocker Prachtbau.  Sie liegt nicht nur im Herzen der Stadt, sie erreicht auch die Herzen der Besucher aus aller Welt.  Die Basilika ist dem "Heiligen Aper" geweiht, Bischof von Toul. Basilika bezeichnet eine Raumform, sie muss mindestens drei Schiffe haben, das Mittlere ist höher als die Äußeren, mit eigenem Lichteinfall. Wer wusste es? Die  Atmosphäre, der Duft nach  Weihrauch, das Lichtspiel der 74, mit Glasmalerei ausgestatteten Fenster, bewegen mich. Eines meiner Bilder überträgt die Stimmung. Der Besuch lohnt sich, ein meditativer und ehrwürdiger Raum. 

Restaurant  l` Épicerie - das Lebensmittelgeschäft
Restaurant l` Épicerie - das Lebensmittelgeschäft

Der Internetzugang in Frankreich war für uns ein immer währender Frust. Port Arsenal, Stadthafen von Paris, aber kein Internet. Nach langer Recherche hat Jürgen einen französischen Anbieter gefunden. Nur über Automaten in Tabakläden kann man sich einloggen.  Mit freundlicher Unterstützung des Personals im Laden waren wir kurzerhand im System, klasse, 100 GB im Monat für 20,- Euro, unglaublich.

Seit Nancy sind wir über Frankreich vernetzt. Im europäischen Ausland, also in Deutschland, gibt es allerdings nur noch 25 GB/Monat, zum gleichen Preis.