Dordrecht - Biesbosch - Maritim Museum / Rotterdam

                          Hertogenbosch - Arkel

Naturparadies "De Biesbosch" im Winterkleid
Naturparadies "De Biesbosch" im Winterkleid

Die alte Hafenstadt Dordrecht ist der ideale Ort für Erkundungstouren in ein sehenswertes und abwechslungsreiches Umland. Man kann sich nicht vorstellen, dass es nur 30 km von Rotterdam entfernt und in der direkten Nachbarschaft von Dordrecht ein Naturparadies gibt, „De Biesbosch“. Die verheerende Flutkatastrophe von 1421 zerstörte Felder und Haine. Als Gegenleistung oder Geschenk entstand eine Oase für Naturliebhaber, Tiere und Pflanzen. Warm angezogen mit Mütze und Schal haben wir eine kleine Entdeckungsfahrt mit dem Dinghi gestartet. So früh im Jahr fahren wir durch eine beige/braune Landschaft, 90 km² Weideland, Sumpfgebiete und ein Irrgarten aus kleinen Wasserläufen.  Das ist der "Dschungel" von Holland. Aber das stimmt nicht, alles ist noch im Winterschlaf, es fehlen die kräftigen Farben des Sommers. Das Cafe am Informationszentrum ist voll besetzt, eine schöne Atmosphäre und es gibt noch ein Plätzchen für uns.  "MuseumEiland" das Museum auf der kleinen Insel, ist noch geschlossen, schade. Architektonisch außergewöhnlich gebaut, bekam es 2016 den Architekturpreis.

Es gibt nicht so viele Formulierungen, um unsere Schwärmerei vom Radfahren in Holland zu vermitteln. Nach dem 2. Weltkrieg wurde systematisch die Infrastruktur auch für Radfahrer gebaut, der Radverkehr stieg um 40 %. In den Innenstädten dürfen nur bestimmte Fahrzeuge für die Weiterfahrt die dicken Poller per Knopfdruck bedienen.  Seite an Seite sind die Fußgängerzonen mit Radlern und Passanten bevölkert, ein entspanntes Miteinander.  Oft ohne Gangschaltung, aufrecht, auch im kleinen Schwarzen, mit Highheels, drei Kindern an Bord und im akrobatischen Fahrstil, so sind die Menschen unterwegs. Die APP „Fiets-Knoop“ ist unser Navi für die Radtouren – kostenlos einfach zu bedienen, übersichtlich gut strukturier. Die Stimme: "Stimmt Ihre Route noch?" spricht auch deutsch.  

Mit Puschel im Körbchen und dem Tagesrucksack im Gepäck radeln wir rund um Dordrecht, am liebsten über Land. Bewegung und Natur ist ein Genuss.  

Münster und Freiburg haben es geschafft, das Rad ist mit 34 % ein Hauptverkehrsmittel. Mannheim ist ebenfalls auf dem Weg, das Zweirad durchzusetzen. Straßen werden immer öfter nur für Fahrräder zugelassen. Das passt vielen nicht, so steht es geschrieben. Freiherr von Drais fuhr vor 200 Jahren mit der ersten Draisine 8 km durch Mannheim.

Mitte März kommen die Kinder an Bord, Judith mit Michel und Lola. Dordrecht erkunden. In Antiquitäten stöbern, mal sehen, was das „Schulmuseum Dordrecht“  über die Schulzeit Anfang des 20. Jh. zu berichten hat. Eine Fahrt mit dem Wasserbus nach Rotterdam in das „Maritim-Museum“ ist geplant. Sie sind jetzt 7 und 5 Jahre alt, ganz schön selbstständig und voller Neugierund Ideen. Es gibt viel zu erzählen und Fragen-Fragen-Fragen. 

"Erasmusbrücke" - Erasmus war im 16. Jh. ein bedeutender Philologe in Holland. Im Vordergrund ein Wasserbus / Wassertaxi
"Erasmusbrücke" - Erasmus war im 16. Jh. ein bedeutender Philologe in Holland. Im Vordergrund ein Wasserbus / Wassertaxi

Die Fahrt mit dem „Waterbus“ ist für uns ein Erlebnis. Bei 40 oder 50 km/Std. anlegen oder ablegen. Bremsen geht gar nicht, Maschinen Stop und Rückwärts-    gang einlegen. Dazu kommt starker Schwall, ausgelöst durch Berufsschifffahrt, Ebbe und Flut. Nach dem Wetter fragt keiner. Das Dröhnen und die Power der Motoren sind für jeden Technikfreak Musik in den Ohren, uns fasziniert das.

 An der „ErasmusBrücke“ steigen wir aus.

Sie ist das wichtigste Wahrzeichen von Rotterdam und wird von den Einwohnern liebevoll „Der Schwan“ genannt, oder das „Fotomodell“ von Rotterdam. Jeder muss Sie fotografieren, das stimmt. Ihre Eleganz und ihr Glanz in der Abendsonne bleibt uns in Erinnerung.

Die paar Meter zum „Maritim-Museum“ und Museumshafen gehen wir zu Fuß. Die Attraktion für die Kinder im Museum ist die Spiellandschaft im obersten Stockwerk, auf dem Dach. Eine Hafenlandschaft für Kinder ist aufgebaut, echte Hafenarbeiter sind gefragt, mit Warnweste und Helm. Entladen der Schiffe mit dem Fließband, Sackkarren zum Transportieren der Kisten, mit dem Kran Schiffe beladen und Schiffe verholen. Eine geniale Einrichtung und für uns eine große Freude, Michel und Lola zu zusehen.

Zu erleben, mit welcher Disziplin die Kinder ihren Schulalltag um 1900 bewältigen mussten, hat die Kinder echt beeindruckt, Michel vor allen Dingen. Schulranzen, Griffel, Schiefertafel und Schürzen für die Mädels, Uns Großeltern noch bekannt,  für Michel eine fremde Welt. Lola war verzaubert, eine weiße Schürze mit Rüschen zu tragen.

Und ganz still ist es erstmal, wenn die Kinder wieder abgereist sind.  

 

Am 22. März starten wir unsere Rundreise durch Süd- und Nordholland. Wir richten die Papagena für die Weiterfahrt und gehen noch einmal einkaufen auf dem Dordrechter Markt. Käse – echt gutes Roggenbrot – Oliven und Peperoni, alles auf Vorrat.

 

26. März, Anleger in „Hertogenbosch“ dort bleiben wir bis zum 10. April im Passantenhafen liegen. 

Termine – Termine – Termine. Der Plan ist, eine Woche nach Worms zu fahren, um das Basisprogramm „Vorsorge“ wahrzunehmen.  Gesundheit ist zwar tief verwurzelt in unserem Lebenskonzept , aber sie ist nicht selbstverständlich, erst recht im Alter. Und gute Ergebnisse sind Honig für die Seele.

An zwei Tagen nehmen wir uns Zeit für einen Besuch im Pfälzer Wald, fahren zu unserem Lieblingsausflugsziel, die "Wachtenburg" in Wachenheim und  wandern am anderen Tag zum "Bismarckturm". Für Puschel ein Feiertag, freie Bahn und ohne Leine. Auch wir sonnen uns in schönen Erinnerungen, durchzogen mit einer Nuance Wehmut. Tageswanderungen und Einkehr in eine der gemütlichen Straußwirtschaften im Naturpark Pfälzer Wald fanden wir immer toll, jetzt ist es Vergangenheit. 

Wieder zurück in „Hertogenbosch“ kommen die Räder an Land. Wir nehmen als erstes Kurs auf zum Tourismusbüro.  Der VVV ist echt gut sortiert, wichtige Informationen gibt es in Deutsch. Hertogenbosch, „Der Wald des Herzogs“ und im Sprachgebrauch einfach nur „Den Bosch“ - ist die Hauptstadt von Nord-Brabant.  Im zeitgenössischen  Museum „Nordbrabants“ stellen regionale und internationale Künstler aus. Die Ausstellungen interessieren uns - aber heute verzichten wir, Puschel zu liebe. Auch wenn Museumsbesuche die Highlights unserer Reisen sind.

Am Eingang müssen wir uns immer trennen. Puschel hat, auch an der Leine, keinen Zutritt. Und da wir lieber gemeinsam die Ausstellungen besichtigen möchten, ist das eine „liebevolle“ Einschränkung  für uns.

 

Die empfohlene Route durch die schöne, typisch holländische Stadt ist mit dem illustrierten Stadtplan ein Gewinn. Im mittelalterlichen Zentrum steht das „Hieronymus Bosch Art Centre“. Wer kennt nicht das mystisch-verspielte, alptraumhaft-fantastische  Bild von ihm, „Der Garten der Lüste“, das die ganzen Gräuel zeigt, wie es dem Menschen ergeht, wenn er in die Hölle kommt. Wir laufen an der "Binnendieze" entlang, die den historischen Kern der Stadt durchfließt. Das Flüsschen war früher Wasserversorgung, Waschplatz und bis vor 40 Jahren noch Abwasserkanal, und geangelt wurde hier auch, igitt-pfui-Spinne. Heute sind die schmalen Wasserläufe denkmalgeschützt und eine Attraktion für Gäste. Rundfahrten auf den engen Kanälen werden angeboten, oder eine Fahrt mit dem eigenen Boot. Wir lassen Das Dinghi ins Wasser und was passiert, als wir starten wollen, der Motor springt nicht an. Jürgen zieht und zieht am Starterseil. Es dauert, bis er feststellt, dass der Zündschlüssel nicht steckt. Das ist die Tücke des Objekts.

Ein neues Ritual haben wir gefunden. Gibt es eine deutsche Zeitung, dann suchen wir nach dem geeigneten Cafe, lesen, Jürgen isst sein begehrtes „Appelgebak“. Ich trinke gerne Espresso oder einen Tee mit frischer Minze.

Am 11. April legen wir um 12.00 Uhr in Den Bosch ab, fahren über die Maas – Heusdens Kanaal – Merwede. In Gorinchem geht es steuerbord in den Merwedekanaal bis rauf nach „Arkel“ an der Linge und machen wir fest im Hafen "De Gors"