Arkel, (mit Familie), die "Linge" rauf bis 

                               Geldermalsen

Die „Holländische Gewässerkarte“  (Digitale Waterkaarten - Anwb - jährlicher Beitrag 42,99 Euro - Fa. Promanent) für Tablet oder Laptop ist unser Reiseführer durch Holland. Einmal verstanden, ist sie ein Volltreffer für die Fahrt und Navigation. So haben wir „Arkel“ und die „Linge“ entdeckt. Sie ist der längste Fluss Hollands (108 km). 

Blick auf den Hafen "De Gors" in Arkel
Blick auf den Hafen "De Gors" in Arkel

11. April, wir machen fest im Hafen    „De Gors“, idyllisch, inmitten von Mutter Natur, das gefällt uns. Kinder-

freundlich, mit einem Spielplatz direkt am Anleger, top gepflegt. In eigener Regie organisieren und warten die Clubmitglieder die gesamte Anlage, mit Wohlfühlgarantie. Wir geben 4 Sterne. Die Linge entlang zu radeln ist ein Geheimtip.  "Gorinchem" und „Leerdamm“ liegen um die Ecke. Den mittelalterlichen Ort „Buren“ erreichen wir mit „Speedy“, unserem Dinghi.  Arkel liegt am Merwede-kanaal. Zum Einkaufen sind es nur ein paar Schritte. Wir versuchen nur einmal pro Woche die Vorräte aufzufüllen, meistens klappt das. Mit unserem neuen Bollerwagen ziehen wir los. Er lässt sich leicht  lenken, hat Bremsen für die Sicherheit und dicke Räder, so rollt er besser. Das Resultat: eine gute Alternative zu unserem Einkaufstrolly. Ratz-Fatz ist er zusammen geklappt und hat Platz im Einkaufswagen von AH oder Jumbo

Kinderalarm
Kinderalarm

Dienstag, 16. April, Judith besucht uns mit den Kindern, Michel hat Osterferien. Eben Schule, spontane Besuche oder kleine Reisen so zwischen durch, geht nicht mehr, die Schule macht`s möglich. Wir freuen uns sehr. Ab 16.00 Uhr ist Leben an Bord, „Kinderalarm“. Der Spielplatz vor der Nase ist ideal für die Bewegungslust von Michel und Lola. Da-zu-sein, ein Glas Sekt, wir genießen uns, einfach schön.  Lola kann seit 14 Tagen Rad fahren, Michel hat ihr gezeigt, wie es funktioniert, ohne Stützräder.    „Hans guck in die Luft“ während der Fahrt geht gar nicht. Mama Judith fährt hinter ihr her, sie ist der Controleur. Zauberhaft, die Reaktion der Mitmen-        schen und Autofahrer auf Lola mit dem großen „L“ im Gepäck. 

Wir fahren mit den Rädern bis Gorinchem, 16 km hin und zurück. Eine Leistung für Lola mit den kleinen Rädern. Na gut, wir hatten eine EisPause im Ort. Was für ein Glück, mit der Familie sein zu können. Schön für uns alle, wir wohnen ja weit weg. Spontane „Omi, komm` doch mal rüber“-Besuche gibt es nicht.

Für Gründonnerstag hat Judith  „Zandvoort“ am Zee ausgesucht, eine kleine Reise mit dem Auto. Schöne Erinnerungen verbinden sie mit dem Ort. Wir lassen Drachen steigen, stöbern in Antiquitätenläden, schlemmen an Judith`s  Lieblingsfischbude und bevölkern den Strand, toll-toll-toll.

 

Karfreitag, 9.30 Uhr, die Kinder fahren wieder nach Hause, immer ein kleiner Verlust für uns.   

Jetzt möchten wir die „Linge“ erkunden. Wir radeln, ungestört von Autos oder Motorrädern bis „Leerdam“, schließen unsere Räder an, lassen uns treiben und spazieren entlang der Linge. Besichtigungen und Neues erfahrenradeln und gutes Essen. Ausgerüstet mit Googlerezensionen und einem Riecher für ein ordentliches Restaurant haben wir meistens Glück, auch in Leerdam. 

Am nächsten Tag walken wir den Merwedekanaal entlang, mit unseren Stöcken natürlich, das entlastet die Knie. Zwölf km hin und zurück, untrainiert eine Herausforderung. Hilfe, an dem Tag habe ich eine „Ibuprofen“ genommen. Zwei Tage später starten wir ein zweites Mal die Tour, 12 km, aber ohne „Ibu“, geht doch. Und Puschel ist immer mit von der Partie und groggy, wenn wir zurück sind. Ihm fehlt noch eine Impfung. Holländer  lieben Hunde und die tierärztliche Versorgung vor Ort ist gut.

Jürgen backt Brot für uns. Laut Test sind die Aldi- und Lidlmischungen gut, stimmt, und das Ergebnis schmeckt. An das holländische Brot, einfach nur weich, können wir uns nicht gewöhnen.

Allerdings bereichern Knäcke- und ein gutes Vollkornbrot  das Angebot.

Die Wiese direkt an der Pier und das schöne Wetter nutzen wir, schaffen die Matratzen auf den Rasen und klopfen mit dem eigens dafür gekauften Teppichklopfer den Staub vergangener Zeiten raus. Höchste Eisenbahn, das hat sich gelohnt.

Und dann, Überraschung, Jürgens Bruder Burkhard besucht uns spontan. Nach 20 Jahren gibt es viel zu erzählen. Jürgen hat ihn erst nicht erkannt. Erstaunlich, wieviel Nähe nach so langer Zeit spontan  vorhanden ist. Mit Burkhard ist ein Stück Jürgen-Vergangenheit an Bord gekommen.

Die Graugans schläft. Erst als ich sie fast anfassen konnte, hat sie reagiert
Die Graugans schläft. Erst als ich sie fast anfassen konnte, hat sie reagiert

Morgens um sechs tummelt sich das gesamte Gänse- und Entenvolk auf der Wiese. Schon früh um 6.00 Uhr anschleichen, um ein schönes Bild zu bekommen, geht nicht, die sind sofort alarmiert. Es sei denn, sie schlafen. Wusstet ihr, das die Graugans mit offenen Augen schläft,  stehend auf einem Bein? Aber auch  die Thermoregulation spielt eine Rolle. Die Beine haben kein schützendes Federkleid. Bei 41° Körpertemperatur wird zur Erhaltung der Wärme ein Bein in den Federn versteckt. Der Kuckuck ruft, Vogelgesang ist merklich weniger geworden und die Insekten sind spürbar reduziert. Für Mensch und Tier langfristig eine Katastrophe. 

"Heukelum" in der Abendstimmung
"Heukelum" in der Abendstimmung

Heute, 7. Mai, fahren wir weiter die Linge rauf bis „Heukelum“. In grüner Idylle legen wir an.

Kein Straßenlärm, direkte Nachbarn sind Familien mit ihren Kids. Der mitgebrachten Daseinsfreude kann man sich nicht entziehen und als Appetizer streicht uns der Duft von Gegrilltem um die Nase. Hunger, der Magen knurrt. Fährt ein Schiff schnell vorbei, möchte Jürgen am Liebsten die Wellenhöhe des Schwalls mit dem Zollstock messen, grummel, grummel. Heute trägt er hippe Socken, so sieht Jugend aus. Um die Ecke entdeckt Jürgen das private Angebot eines Bauern. Leckere Erdbeeren, wo Bio auch drin ist und Eier, frisch von der Henne.

13. Mai, Endstation auf der Linge ist „Geldermalsen“ der letzte Ort an der befahrbaren Linge. Eine Mischung aus Wildnis und Wohn- Gartenkultur entlang des Ufers macht die nicht kanalisierte Linge zu einem Reiseerlebnis. 

Der idyllische Hafen in Geldermalsen wird vom Wassersportverein „Achter `t Veer“ betreut. Wir liegen mitten in der Stadt. Die „Blauwe Vlag“, das Zertifikat für einen schönen, milieufreundlichen Hafen, ist zu Recht gehisst.

Am nächsten Tag setzten wir das Beiboot ins Wasser und besuchen das mittelalterliche  Städtchen „Buren“, ein Ort mit Geschichte. Abgebildet in Bronze stehen hier „Anna von Buren“, 16. Jh. - mit ihrem Gemahl  Prinz „Willem van Oranje“  und den beiden Kindern Filips Willem, sie sind in Buren geboren. Diese Verbindung zum Königshaus in Den Haag schenkt dem Ort ein Lächeln, dass bei schönem Wetter besonders leuchtet, Geschichte verbindet. Am Stadtrand, den es ja in echt hier nicht gibt, finden wir eine intakte Windmühle. Das reiche Angebot an frisch gemahlenem Mehl weckt den Bäcker in Jürgen. Beim nächsten Brot wird er das erstandene Roggenmehl verarbeiten. Mal sehen, ob man "Alles Bio oder was" raus schmeckt.

Wir machen Rast am Lingeufer, plündern unseren Tagesrucksack und dann geht es heim. Vom Dinghi aus, quasi auf Augenhöhe, erleben wir Ufer und Fauna aus einem ganz anderen Blickwinkel. „Ententreppen“ sind vereinzelt angebracht. Ein Schreiner, Schlossverwaltung Nymphenburg, hatte die Idee, einen  „Notausgang“ für die Küken zu bauen.  Befestigte Uferregionen erschweren den Entenkindern den Landgang.   

Egal, ob wir auf dem Wasser, zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind, mit einer beeindruckenden Eintönigkeit wiederholen sich die holländischen Landschaftsbilder.  "Ah" und "Oh" Rufe oder spektakuläre Aussichten sind selten. Das macht das flache Holland nicht weniger interessant. Die abwechslungsreiche Natur, das Wattenmeer, Strände, Naturparks, reizvolle Flußlandschaften, dazu viel frische Luft, und das Stadtleben rückt immer mehr in weite Ferne.

 

Unsere letzte Fahrradtour vor der Rückfahrt nach Arkel führt am linken Lingeufer entlang. Die schöne Windmühle in Ufernähe ist eine romantische Wohnstatt geworden. Die fein renovierte Anlage mit Ruhebank für Besucher können wir nicht rechts liegen lassen. Ein behagliches Plätzchen, hier kann man  Alltag vergessen und sich`s wohl sein lassen. Zwei bis drei Bft. Wind macht Lust aufs radeln. Obwohl, wir glauben, das es in Holland nur Gegenwind gibt. Ein paar km weiter liegt ein großer "Fruchthof", der seinem Namen alle Ehre macht. Die Bäuerin verarbeitet das geerntete Obst in ein reiches Angebot an süßen Köstlichkeiten, zum mitnehmen und zum hier essen, versteht sich.  Wir kaufen ein: Marmelade für den Frühstückstisch und eine Erdbeerspeise für sofort, lecker.